Wie das „Leben im Franckviertel“ weitergehen soll, damit beschäftigt sich die Stadt Linz – und auch die Pfarrgemeinde. In der nächsten Zeit soll wieder mehr Leben und Lebensqualität in das ehemalige Linzer Arbeiterviertel kommen.
Recht geradlinig ist der Weg, der ins Franckviertel führt, wenn man die öffentlichen Verkehrsmittel (z. B. Linie 25) benutzt. Am Design-Center und dem ORF-Landesstudio OÖ vorbei gehts anschließend ins Herz des Franckviertels. Bei der Haltestelle „Don Bosco“ – nicht jede Pfarre hat eine eigene Haltestelle – heißt es aussteigen. Blickt man nach rechts, sieht man sie auch schon: die Pfarrkirche von Linz -Don Bosco mit ihrem klassischen Hintergrund: Fabriksschlote, Rauch und Gas-Tanks. Pfarrer Pater Josef Brugger, der singende Pater aus Linz, und der im Herzen jung gebliebene pensionierte Pater Johann Stummer bemühen sich gemeinsam mit dem Pfarrgemeinderat die Pfarre lebendig zu halten. Obwohl schon lange hier im Einsatz, sind die Salesianer noch voller Tatendrang. Freilich hat sich auch hier im Franckviertel die Situation grundlegend gewandelt. Im ehemaligen Arbeiterviertel wohnen jetzt viele ältere Menschen, die Jungen verabschieden sich aus der Wohngegend. Menschen aus den Nachbarländern Österreichs ziehen zu, da es hier noch sehr viele Wohnungen gibt, die sonst niemand will: Sie sind zu klein, zu alt und einfach sanierungsbedürftig.
Neue Hoffnung durch das geplante Seelsorgezentrum
„Im Franckviertel ist es jetzt sehr schwierig etwas auf die Füße zu stellen, wenn etwas geht, dann kommt es von der Pfarre“, erzählen die Patres. Noch immer gibt es junge Menschen, die sich in der Pfarre treffen, trotzdem ist der Anteil der älteren Menschen – wie in vielen anderen Pfarren auch – erheblich größer. „Die Jungen kommen zwar auf den Fußballplatz, aber in die Kirche bringen wir sie kaum hinein“, bemerkt Josef Wagner, Obmann des Pfarrgemeinderats. Große Hoffnungen legt man nun in den Neubau eines Seelsorgezentrums, das an die Kirche angrenzend Platz für Jugendliche schaffen soll: „Vielleicht bringt das auch wieder mehr Jugendliche, denn die brauchen ein Zentrum, wo sie hingehen können“, so Wagner über das geplante Bauhvorhaben, das noch Gegenstand vieler Sitzungen sein wird.
Jugendarbeit ist bei den Salesianern Don Boscos ein Hauptaufgabengebiet. Fünf Jungschargruppen mit jeweils 12 bis 15 Kindern, die sich wöchentlich im Pfarrheim treffen, gibt es, dazu noch eine aktive Jugendgruppe, die sich „FUB“ nennt. Übersetzt wird dies richtig mit: „Franckviertler Untergrundbewegung“. Die 30 Jugendlichen der FUB – Mädchen und Burschen – spielen im Sommer bevorzugt „gegen“einander Fußball. Überhaupt sind im Sommer die Fußballplätze der Pfarre ein beliebter Treffpunkt von Inländern und Ausländern, kirchlichen und nicht kirchlichen Gruppen.
Steckbrief
Die Anfänge der Pfarre Don Bosco gehen zurück in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Im Jahre 1922 lud Bischof Dr. Johannes Gföllner die Salesianer ein, nach Linz zu kommen. 1926 gab es konkrete Verhandlungen zwischen den Salesianern und dem Bischof. 1927 erfolgte der Spatenstich für die Notkirche und das Salesianer-Wohnheim, damals gehörte man noch zum Pfarrgebiet der Familienkirche. Da die Wohnverhältnisse in dieser Zeit sehr karg waren, was besonders die Kinder zu spüren bekamen, wurden die Salesianer gemäß ihres Auftrags gebeten, für die dort wohnenden Jugendlichen Aktivitäten zu organisieren.Nach der Weihe der Notkirche 1928 wurde diese im Jahr 1939 in eine Pfarrkirche umgewandelt. 1944 zerstörten Bomben die Pfarrkirche und das Wohnheim. 1947 wurde die wieder errichtete Kirche geweiht und zur Stadtpfarrkirche erhoben. 1970 wurde ein neuer Akzent für die Arbeiter/innen gesetzt und das Betriebszentrum Linz-Ost gegründet, geleitet wurde es bis 1982 von den Salesianern. Im Zuge der Sparmaßnahmen wurde das Betriebszentrum Linz-Ost vergangenes Jahr geschlossen, ein neues Seelsorgezentrum neben der Pfarrkirche – mit viel Platz für die Jugend – ist in Planung.
Ausbildung für Frauen
Im Pfarrgebiet angesiedelt sind zahlreiche Firmen und Projekte, Frauen sind im Gewerbe stark vertreten. Der Verein „Fragile“ bildet junge Frauen zu Tischlerinnen aus. Zur Zeit gibt es 18 Lehrstellen, eine Meisterin und drei Gesellinnen. Hinter dem Firmennamen „Towanda“ verbirgt sich eine Frauentischlerei und bei „Via Vista“ handelt es sich um eine Frauen-Glaswerkstatt. Fragile/Via Vista: 0732/65 87 59
Linzer Sozialprojekt
Unzufriedenheit und Unmut der Bewohner/innen im Franckviertel mehrten sich in den vergangen Jahren. Die Stadt Linz startete im Jahr 1999 eine Umfrage.Im Dezember wurden die Ergebnisse der „Elternbefragung“ präsentiert. Nur etwa 25 Prozent der Befragten haben davon Gebrauch gemacht, der Stadt Linz ihre Bedürfnisse und Anliegen zu schildern (620 Familien wurden befragt, 153 haben geantwortet). Hier einige Ergebnisse: 24 Prozent der Bewohner/innen wünschen sich Veränderungen „... im Zusammenleben von In- und Ausländern“, gar 69 Prozent der Befragten planen aus dem Franckviertel wegzuziehen, 49 Prozent bemängeln fehlende Freizeit-Einrichtungen für Jugendliche und die dürftige Ausstattung der Kinder-Spielplätze. 60 Prozent sind weiters „sehr unzufrieden“ mit den Umweltbedingungen. „Zufrieden“ sind 72 Prozent der Befragten mit den Kindergärten.
Salesianer im Pfarrhof
Im Pfarrhof leben vier Priester, ein Diakon und ein Laienbruder, geprägt ist die Gemeinschaft der Salesianer vom Geist Don Boscos: „Es genügt mir zu wissen, dass ihr jung seid, um euch zu lieben.“ Dieses Wort Don Boscos hat sich in die Herzen der Patres festgesetzt und dem versuchen sie in ihrer Arbeit mit Jugendlichen gerecht zu werden. Zwar gehen die Lebenwelten auseinander, denn die Patres sind auch schon älteren Semesters, trotzdem: Die Arbeit mit Kindern hat in einer Salesianer-Pfarre immer Priorität.
Aktivitäten in der Pfarre
Don-Bosco–Feier in Linz Vor kurzem wurde in der Pfarre ein großes Don-Bosco–Fest (30. 1.) veranstaltet, zu dem die ganze Pfarre und auch die Pfarrangehörigen der Pfarre St. Severin eingeladen waren. An die 60 Personen folgten der Einladung der Salesianer. Nach einem feierlichen Gottesdienst wurde um 14.30 Uhr im Pfarrsaal weitergefeiert. Auf der Bühne wurde dann auch getanzt und gesungen, Sketches und Gruppenspiele standen ebenfalls auf dem Programm.
Caritatives Engagement ist besonders wichtig - Mitglieder des sozial-caritative Arbeitskreises besuchen vierzehntäglich die Kranken in den Krankenhäusern, die Seniorenheime werden einmal monatlich vom Besuchsdienst aufgesucht. - Regelmäßig verteilt Laienbruder Johann haltbare Lebensmittel wie Mehl, Zucker und Salz an bis zu 30 Menschen. Obdachlose können sich Übernachtungsgutscheine im Wert von S 25,– holen. Mit diesen können sie in einem der zahlreichen Linzer Wohnheime für eine Nacht Unterschlupf finden.Bei drohender Stromabschaltung interveniert Pfarrer Brugger bei der ESG. Im Notfall streckt er das Geld auch vor, sodass die fällige nächste Rate bezahlt werden kann. Ähnliches gilt für längst fällige Monatsmieten.