In zahlreichen Pfarren in Oberösterreich wird leidenschaftlich Theater gespielt. Profitiert das Pfarrleben davon? – In Hofkirchen im Mühlkreis und Timelkam auf jeden Fall.
Als Anna Dobretzberger aus Hofkirchen im Mühlkreis eine Theateraufführung im Nachbarort besuchte, hatte sie eine folgenschwere Idee: Ein Theaterstück würde die Bühne im neuen Pfarrheim so richtig zur Geltung bringen. Und mit den Karteneinnahmen könnte die Kirchensanierung unterstützt werden. Ein geeignetes Stück, „Der verkaufte Großvater“, hatte Anna Dobretzberger bald ausfindig gemacht. Die Rollenverteilung war schwierig. Letztendlich fand sie aber Männer und Frauen, die sich das Schauspielen auch zutrauten. Im Herbst 2014 konnten die Proben beginnen.
Spielen und spenden
„Ich bin keine geschulte Theaterregisseurin und insgesamt war es sehr viel Arbeit“, erzählt Anna Dobretzberger, Pfarrgemeinderats-Obfrau und Chorleiterin in Hofkirchen. „Umso mehr freut es mich, dass das Projekt gelungen ist.“ Die Schauspielenden sind langsam in die Rollen hineingewachsen, indem sie aus sich herausgegangen sind. Und nach den gut besuchten Aufführungen konnte der Pfarre eine ansehnliche Summe übergeben werden. Viel gespendet hat auch schon die pfarrliche Theatergruppe St.-Josephs-Bühne in Timelkam. Im Gegensatz zu Hofkirchen blickt Timelkam auf eine jahrzehntelange Theatergeschichte zurück. Seit 1980 wird im Pfarrheim gespielt. Zuerst waren es Bauernstücke, später Bühnenliteratur von Ferdinand Raimund und Johann Nestroy und dazwischen Musicals – wie die aufwändige Inszenierung von „Hair“, die im Februar 2016 mit 100 Mitwirkenden professionell auf die Bühne gebracht wird. „Wenn man sich so in einem Verein engagiert, muss man hier auch seine Freunde haben. Sonst ist diese intensive Arbeit nicht möglich“, betont Alois Hangler, Regisseur und Pfarrgemeinderats-Obmann. Für seinen künstlerischen Einsatz wurde er 2011 mit dem Verdienstzeichen des Landes OÖ ausgezeichnet.
Gemeinsame Erfahrungen stärken
Theaterspielen bedeutet, sich ehrenamtlich unzählige Stunden lang zu engagieren. Um sich nicht selbst zu erschöpfen, braucht es ein Team. Das findet sich leichter, wenn auf Erfahrungen aufgebaut werden kann, nicht nur bei der Schauspielkunst und den Produktionsabläufen. Alois Hangler schwärmt vom Auftritt der St.-Josephs-Bühne mit „Anatevka“ im Linzer Landestheater. Das gemeinsame Erlebnis im Jahr 2011 beflügelt die Truppe immer noch. Darauf hofft auch Anna Dobretzberger. Mit dem „Verkauften Großvater“ ist der erste Schritt getan. In zwei Jahren würde sie gerne wieder ein Theaterstück initiieren. Wenn sich ein Team findet, das die Aufgaben übernimmt. Fürs Theaterspielen, das zeigt sich, braucht es Menschen, die zusammenhalten.