Syrien hat die Ukraine von den Titelseiten verdrängt, der Konflikt Regierung – Separatisten schwelt aber weiter. Das Land steckt nach wie vor in der Krise, die auch die Kirchen trifft.
„Die Kirchen können den Konflikt und die Kämpfe im Osten der Ukraine nicht beenden, aber sie haben in der Gesellschaft hohes Ansehen“, sagt Krystina Fostyak. Die Theologin aus Lemberg referierte am 21. Oktober 2015 auf Einladung von Pro Oriente Linz beim Symposium „Über den Konflikt in der Ukraine und die Lage der Kirchen vor Ort“.
Erwartungen an Kirchen
Das Verhalten der Kirchen wird in der Bevölkerung genau registriert, betont Fostyak. Die ukrainisch- orthodoxe Kirche, die den Patriarchen aus Moskau als Oberhaupt anerkennt, steckt am tiefsten in der Krise. Nicht einmal die eigenen Mitglieder glauben ihrer Kirchenleitung, dass deren Lavieren zwischen Moskau und Kiew der Friedensvermittlung dient. Innerhalb eines Jahres hat diese größte Kirche des Landes von ihren 12.714 Gemeinden 500 an die orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats verloren.
Papst ermahnt Bischöfe
Eine ausgesprochen positive Rolle spielt aus Sicht der ukrainisch-orthodoxen Christin Fostyak die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine. Nicht erst seit den Demonstrationen auf dem Maidan, sondern seit sie Anfang der 1990er Jahre vom Staat wieder zugelassen wurde und aus dem Untergrund auftauchen konnte. Die griechisch-katholischen Priester sind für das 21. Jahrhundert gut gerüstet, sie gründen Schulen und nehmen sich um die Kinder und Jugendlichen an. Die Stellung der griechisch-katholischen Kirche zum Krieg in der Ostukraine ist unmissverständlich: Sie wirbt für einen christlichen Patriotismus, der aber die Feindesliebe nicht aus dem Blick verlieren will. Doch Papst Franziskus mahnt die Bischöfe, sich nicht zu tief in die Tagespolitik zu begeben – eine Gefahr, die Fostyak nicht sieht: „Die Bischöfe riechen im besten Sinn nach der Herde.“