Aus unserer Pfarrgemeinde: Pöstlingberg-Lichtenberg
Pfarre mit Doppelleben
Ausgabe: 2000/20, Pöstlingberg
16.05.2000 - Elisabeth Leitner
In der Pfarre Pöstlingberg-Lichtenberg gibt es alles doppelt und dazu noch zahlreiche Besucher/innen aus dem In- und Ausland. Keine leichte Ausgangsposition für eine berühmte Pfarre mit Ausblick.
Jährlich pilgern an die 300.000 Menschen auf den Pöstlingberg. Die Wallfahrtskirche, die Grottenbahn und die gute Aussicht auf Linz locken Linzer/innen und Gäste aus aller Welt gleichermaßen in Scharen auf den Pöstlingberg. Mit 60 Trauungen im letzten Jahr hat man zwar nicht den Rekord von 794 Hochzeiten aus dem Jahr 1956 erreicht, liegt aber dennoch weit über dem sonst üblichen Durchschnitt. Der Wallfahreransturm ist für die Pfarrbevölkerung nicht immer so leicht zu verkraften. Oft haben die Pfarrangehörigen das Gefühl „im Schatten der Wallfahrt“ zu leben. Schließlich muss das vierköpfige Seelsorge-Team auch in der Pfarrkirche Pöstlingberg und in der Seelsorgestelle Lichtenberg seinen ganz normalen Dienst tun. Der „singende“ Pater Mag. Josef Pichler OSFS (Oblaten des hl. Franz von Sales) leitet seit 1997 die Pfarre. Ihm zur Seite stehen Pater Josef Merz OSFS, der im heurigen Jubeljahr immer wieder spirituelle Akzente setzt und zwei Benediktinerinnen von Steinerkirchen: Schwester Marlene Zöttl (Kinder und Jugendarbeit) und Schwester Anastasia Felbauer, die „lebende“ Chronik des Pöstlingsbergs. Sie ist seit 1961 am Pöstlingberg. Sr. Anastasia erinnert sich an damals: „Die ersten Kirchenaustritte im Jahr 1964 haben mich sehr traurig gemacht. Am Anfang hab ich geglaubt, ich kann die ganze Pfarre bekehren. (...) Die Austritte bleiben eine große Sorge. Trotzdem: Der Geist Gottes erweckt immer wieder was zum Leben“, erzählt Schwester Anastasia, die sowohl an der Orgel zu hören als auch im Caritas-Fachausschuss anzutreffen ist. Die vielen engagierten Pfarrmitarbeiter/innen in Pöstlingberg und Lichtenberg und deren Wille und Fähigkeit zur Selbstorganisation machen es erst möglich, dass das Pfarrleben an zwei Orten immer wieder aufblüht. Jungschar, Frauengruppen, Erstkommunion und Firmung gibt es in dieser Pfarre, die noch dazu auf vier politische Gemeinden aufgeteilt ist, jeweils zweimal.
Bedürfnisse unterschiedlich
Probleme bringt dieses Doppelleben natürlich mit sich. Die Pöstlingberger/innen warten seit Jahren sehnlichst auf den Neubau des Pfarrheimes. Allen pfarrlich Engagierten steht derzeit nur ein einziger Raum zur Verfügung, eine Situation, die untragbar ist. In der Seelsorgestelle Lichtenberg war es oft schwierig, für Gottesdienste einen Priester zu bekommen. Seit sechs Jahren gestalten 25 bis 30 Pfarrmitarbeiter/innen das Jahr hindurch in Eigenregie die Wortgottesdienste. „Ein System, das viel Eigenverantwortung fordert, aber gut funktioniert“, erklärt die Obfrau des Pfarrgemeinderats Monika Greil-Payrhuber. Soweit ein kurzer Einblick in die Pfarre Pöstlingberg-Lichtenberg, mehr Details folgen auf der nächsten Seite.
Steckbrief
Im Jahr 1716 ließ der tiefgläubige, bei den Kapuzinern tätige Franz Obermayr eine Pieta schnitzen, die er auf dem Wetterkreuz am Pöstlingberg anbrachte, dem seiner Meinung nach einzig „anständigen“ Platz. Vier Jahre später machten sich auf Grund der Nachricht der wunderbaren Heilung einer gehbehinderten Bäuerin schon die ersten Wallfahrer/innen auf den Weg dorthin und brachten selbst Votivgaben mit. Um diese vor Wind und Wetter zu schützen, ließ Joseph Gundomar Graf Starhemberg eine hölzerne Kapelle errichten. 1742 wurde mit dem Bau der Kirche begonnen. Zur Pfarrkirche erhoben wurde die 1748 geweihte Kirche erst im Jahr 1785. Zwei Brände setzten der Basilika zu: 1919 und 1963.Was vielen unbekannt sein dürfte: Die Pfarrkirche Pöstlingberg und die Seelsorgestelle Lichtenberg bilden gemeinsam eine Pfarre.3300 Katholikinnen und Katholiken leben im Pfarrgebiet, 200 davon sind am Pfarrleben aktiv beteiligt.
Jungschar: Kein Nachwuchsproblem
Zusammengezählt gibt es an die 100 Jungscharkinder und ebenso viele Jugendliche, die das Pfarrleben auf ihre Art mitgestalten.
Die Lichtenberger/innen fahren im Sommer nach Niederösterreich auf Jungscharlager, die Pöstlingberg-Gruppe zieht es nach Losenstein. Muttertagsfeiern, Elternabende, Jungscharflohmarkt und Jungscharausflüge stehen wahlweise auf dem Programm. An die 100 Mitglieder zählt die Katholische Jugend in Lichtenberg, am Pöstlingberg liegt die Jugendarbeit zur Zeit „brach“. Das alljährlich stattfindende „Stadlfest“ beim Moar-Resl-Stadl (29./30. Juli) ist das Event der Lichtenberger Jugend, in das viel Arbeit investiert wird. Aber auch bei der musikalischen Gestaltung der Christmette, bei Hochzeiten und Jugendmessen sind die Jungen engagiert. „Teilweise sind die Jugendlichen nur auf s Genießen aus, aber es gibt auch viele, die sind da, wenn man sie braucht. Besinnliche Heimstunden sind aber schwierig“, berichten Wolfgang Kaineder und Thomas Kleesadl aus Lichtenberg. „Dafür kommen Infoabende über den Kirchenbeitrag bei den Jugendlichen gut an.“
Vielfältige Angebote für Erwachsene
Frauentreff, Tanzkreis, Männerrunden, ... das Angebot von und für Frauen und Männer ist breit gefächert.Seit über zehn Jahren pflegen sie in Lichtenberg den Erfahrungsaustausch, gehen gemeinsam ins Theater oder beschäftigen sich mit Literatur: Unter dem Stichwort „Frauentreff“ kommen 30 Frauen zehn Mal jährlich zusammen. Neuerdings tun es ihnen die Männer gleich: Einmal im Monat gibt es jetzt den „Männertreff“ Lichtenberg. Themen sind: „Mann-Sein“, Globalisierung, Gesundheitsbewusstsein. Auch am Pöstlingberg treffen sich regelmäßig 15 Frauen beim Frauentreff. Neben kulturellen Aktivitäten helfen die Frauen beim Adventkranzbinden, sind aber beim Selbstverteidigungskurs auch „kämpferisch“ unterwegs. KFB und KMB bieten das bewährte Programm an: Erstkommunionfrühstück, Seniorennachmittag, Familienfasttag, handgefertigte „Patscherl“ für die Täuflinge (KFB), die Unterstützung der Aktion „Sei so frei“ und die Fußwaschung am Gründonnerstag durch die KMB. Die KFB zählt über 150 Mitglieder, die KMB 70.Das Engagement der Mitglieder hält sich in Grenzen, die Angebote der KFB/KMB können aber aufrecht erhalten werden, berichten Aloisia Schöllhammer und Josef Elmer.
Gemeinsame Ziele
3747 Fragebögen wurden bei der Pfarrbefragung im Oktober 1999 ausgeteilt, 548 kamen ausgefüllt zurück. Der Pfarrgemeinderat hat in der Frühjahrs-Klausur vier Projekte ins Auge gefasst: -Jugendhaus Pöstlingberg: Renovierung des „Übermasser“-Hauses unter Mithilfe von Jugendlichen. - „Lebendige Gemeinde“: Pfarre als „Wohlfühl-Ort“, nicht nur als Versorgungskirche. - Caritas: Expertentreff mit Caritas-Mitarbeiter/innen. - Strukturanpassung: Pfarre als gemeinsames Dach mit vielen eigenständigen Gruppen.
Kurznotizen aus der Pfarre
Rund um die Wallfahrt Gottesdienstzeiten in der Basilika: Täglich um 10 Uhr, donnerstags auch um 19 Uhr. Sonn- und Feiertag: 9.00, 10.30 und 16.30 Uhr. Am 13. jeden Monats („Fatima“) gibt es folgendes Programm: 15 Uhr und 19 Uhr Treffpunkt beim Petrinum, Kreuzweg. Gottesdienst in der Basilika mit Fatima-Predigt: 16 Uhr und 20 Uhr. Am 13. Juni wird „Leben und Charakter des selig gesprochenen Franz von Fatima“ das Predigtthema sein.
„Singender“ Pater im Einsatz Seit 1985 schreibt er Lieder, als singender Pater tourt er erfolgreich durch die Lande: „Das gesungene Wort erreicht nicht nur den Kopf, sondern berührt auch das Herz“.. Zahlreiche Musikkassetten und CDs sind bereits erschienen und können bei Pater Pichler, Am Pöstlinberg 1, 4040 Linz, bestellt werden (Tel. 0732/73 12 28).
Renovierung und Neubau Zukünftige Projekte sind: Renovierung der Kirchentürme und Neubau des Pfarrheims (Pöstlingberg), Gestaltung des Vorplatzes (Lichtenberg).