‚Global denken und handeln‘ – eines der Schlagwörter unserer Zeit! Immer wieder gab und gibt es Menschen mit einem weiten Horizont, die mit ihren Mitteln und Fähigkeiten das leben, was mit diesem Satz bezeichnet wird. Philippine Rose Duchesne kann unter diesem Aspekt gesehen und verstanden werden.
Ausgabe: 2015/46, Sr. Philippine Rose Duchesne, Martin von Tours, Sonnek
10.11.2015 - Sr. Elsbeth Sonnek
Schon lange hat mich das missionarische Leben sehr stark und tief angezogen“, hat Philippine später einmal ihren Mitschwestern erzählt. Als zweites von acht Kindern erlebte sie eine behütete Kindheit, in einer gut situierten und gebildeten Familie, mit vielen Anregungen geistiger, religiöser und gesellschaftlicher Art. Ihre Schulbildung bei den ,Schwestern der Heimsuchung‘ fiel noch in die Zeit vor der Französischen Revolution, die auch in ihrem Leben einen großen Einschnitt bedeutete. Bereits vor deren Ausbruch entschloss sie sich für das Ordensleben, was so gar nicht im elterlichen Sinne war. Daher ging es zurück nach Hause und in das gesellschaftliche Leben hinein. Durch die Begegnung und die Erzählungen eines Missionars hörte sie von dessen Einsatz bei Eingeborenen. Ein Erlebnis, das sie nie mehr vergisst!
Starke Frauen
Die Französische Revolution stellt die Weichen ihres Lebens neu: das Kloster der Heimsuchung wird zerstört, die Pflege der kranken Mutter verlangt ihren Einsatz zu Hause; die Ausübung der Religion geschieht im Untergrund. Vom Gedanken an das Ordensleben bringt sie aber nichts ab. Nach der Revolution gelingt es ihr mit Unterstützung der Familie, das zerstörte Kloster halbwegs bewohnbar zu machen und einige der Ordensfrauen zur Rückkehr zu bewegen. Durch die Vermittlung eines Jesuiten aus Paris kommt es 1804 zur zukunftsweisenden Begegnung mit Madeleine Sophie Barat, die am 21. November 1800 mit einer kleinen Gruppe von Frauen in Paris die erste Gemeinschaft der Gesellschaft vom hl. Herzen Jesu (Sacré-Cœur) gründete. Beide Frauen, die seit dieser Zeit eine lebenslange Freundschaft verband, waren stark von der Herz-Jesu-Spiritualität getragen, die ihr ganzes Sein und Wirken prägte. Die Liebe Jesu den Menschen erfahrbar machen – vermitteln, dass Gott ein Herz für die Menschen hat.
Auf in die Neue Welt
Viele Jahre in Paris als Sekretärin der Generaloberin Sophie Barat lagen hinter ihr – 1818 kann Philippine Duchesne nun ihren Wunsch nach den Missionen umsetzen. Der Bischof von Louisiana erbat von Sr. Barat Schwestern für seine Diözese, um ein Sacré-Cœur-Pensionat zu eröffnen. Philippine und fünf Ordensfrauen steht eine mühselige Schiffsreise bevor: nach drei Monaten Landung in New Orleans, dann den Mississippi flussaufwärts: St. Charles – die erste Gründung in Amerika. „Armut und christlicher Heroismus herrschen hier!“, schreibt sie in einem ihrer ersten Berichte nach Paris. Trotz widriger Umstände gelingt es die Schule zu führen und ein geregeltes Ordensleben einzurichten. Die Arbeit der Ordensfrauen wirkt, die Schülerinnen werden mehr und weitere junge Frauen kommen, die ihr Leben in der Gesellschaft vom hl. Herzen Jesu Gott weihen und sich der Erziehung der Mädchen widmen. Philippine hat viele Aufgaben: Lehrerin, Novizenmeisterin, Oberin, sie schafft neue Gründungen, arbeitet in Haus, Garten, und Verwaltung. Mit dem Zentrum in Paris ist sie trotz der Entfernung stets in Verbindung. Und die ihr so wichtige Zeit zum Gebet nimmt sie nachts.
„Ihre Indianer“
Philippine stößt an Grenzen, erlebt Misserfolge. Dann, 1841: endlich lebt sie bei den Menschen, zu denen sie immer wollte, den Potowatomi in Sugar Creek, gerade erst vertrieben und zwangsumgesiedelt. Ein Jesuit bittet die Schwestern um Unterstützung seiner Arbeit. „Sie wird nicht viel tun können, aber sie wird für das Gelingen unserer Mission beten“, so das Wort des Jesuiten. Philippine unterrichtet die Mädchen, war jedoch zu krank, um noch viel zu arbeiten. Die Potowatomi aber sehen ihre Liebe zu ihnen und ihren unbedingten Willen, für sie da zu sein. Sie geben ihr den Namen „die Frau, die immer betet – Quahkahkanumad“.
Drei Heilige
Martin von Tours – Philippine Duchesne – Kolumban Teil 2 von 3