Lange standen die Menschen am Stadtplatz von Wels noch beisammen. In stiller Trauer redeten sie nicht viel. Zuvor haben sie in der Stadtpfarrkirche mit den Seelsorgern der Stadt in einer ökumenischen Andacht gebetet – wie so viele in diesen Stunden Zuflucht in den Kirchen des Landes gesucht haben. Erst allmählich wurde bewusst: 159 Menschen sind beim Gletscherbahn-Unglück am Kitzsteinhorn letzten Samstag ums Leben gekommen, sie kehren nicht mehr zurück. 30 von ihnen waren im Magistrat Wels beschäftigt oder waren Angehörige von dort Beschäftigten, vermutlich zwölf weitere Oberösterreicher/innen sind unter den Opfern. Der jähe Tod so vieler Menschen macht betroffen. Verzweiflung bei den Hinterbliebenen, Mitgefühl bei vielen anderen. Einen „Prüfstein für den Glauben“ nannte Pfarrer Hofer von Kaprun das Unglück. Kardinal DDr. Franz König sprach über das Fernsehen Trost zu: „Die Toten sind in Gottes Hand. Gott ist die Liebe“.
Die Pfarren wollen den Trauernden helfen
Nach dem Schock wird die Tragweite des Unglücks am Kitzsteinhorn bei Kaprun in Salzburg vom letzten Samstag jetzt erst richtig bewusst.
Man merkt ein großes Zusammenrücken in der Stadt, schildert Dechant Johann Bräuer am Montag nach der Katastrophe die Stimmung in der Stadt Wels. Mit 30 Toten, die im Magistrat Wels beschäftigt waren, hat das Unglück in dieser Stadt die meisten Todesopfer gefordert. Zwölf weitere Oberösterreicher/innen verloren ihr Leben. In Bad Leonfelden trauern die Menschen um einen Vater und zwei seiner Kinder sowie einen weiteren Jugendlichen. Zwei der Todesopfer sind aus St. Johann am Wimberg, auch in Altenberg trauert man um einen Menschen.Bis Montagfrüh gab es eine inoffizielle Namensliste, noch ohne Adressen, aber Dechant Johann Bräuer meint, dass praktisch aus allen Pfarren der Stadt Opfer zu beklagen sein werden. Erst wurden nur Zahlen genannt. Jetzt kennt man Namen und „die Namen bekommen Gesichter“, beschreibt Bräuer, die Situation zwei Tage nach dem Unglück. Auch wenn die meisten keine nahen Verwandten unter den Toten hatten, so hatten viele doch irgendjemand gekannt. „Ein Netz der Betroffenheit liegt über der Stadt“, meint Dechant.
Kirche will Trauernden beistehen
Sofort nach dem Unglück haben die Seelsorger der Stadt Wels ihre Hilfe angeboten – und diese Hilfe wird dankbar angenommen. Beistand, Trost und menschliche Nähe sind das Wichtigste, das man beitragen kann (Adressen der Pfarren siehe rechts).
Beim ersten ökumenischen Gottesdienst am Sonntagabend war die Welser Stadtpfarre dicht gefüllt. Landeshauptmann Josef Pühringer und Bürgermeister Peter Koits sprachen zu den Trauernden. Im Zusammenstehen kann die Hoffnung wachsen. Am kommenden Samstag wird es einen offiziellen ökumenischen Trauergottesdienst des Landes Oberösterreich geben. Wann die Toten beigesetzt werden können, lässt sich zur Zeit noch nicht sagen, weil diese zuerst identifiziert werden müssen. Der Pastoralrat tagte am Samstag gerade im Bildungshaus Puchberg und man wusste nicht, dass zu dieser Zeit so viele Menschen auch aus der Stadt des Tagungsortes ums Leben gekommen waren. Als gegen Ende der Tagung die Nachricht vom Unglück bekannt wurde, erhoben sich alle spontan von den Sitzen, um für die Toten und Angehörigen zu beten.
Zur Sache:
Pfarren stehen bereit
Die Pfarrämter der Stadt Wels wollen den Trauernden und Mittrauernden beistehen. Unter folgenden Telefonnummern sind die Welser Pfarren erreichbar:
St. Franziskus, St.-Franziskusstraße 1, Tel. 07242/648 66.
St. Josef, Haidlweg 58, Tel. 07242/433 06.
St. Stephan, Königsederstraße 20, Tel. 07242/463 59.
Stadtpfarre,Stadtplatz 31, Tel. 07242/474 82.
Ökumenischer Gottesdienst
Am kommenden Samstag, 18. November, 11 Uhr, findet in der Bosch-Halle in Wels ein offizieller Trauergottesdienst des Landes Oberösterreich statt. Bischof Maximilian Aichern und Superintendent Hansjörg Eichmeyer werden diesen Gottesdienst leiten.
Wörtlich:
Bischof drückt Anteilnahme aus
„Das schreckliche Unglück im Tunnel am Kitzsteinhorn bewegt uns tief. Es versagt uns die Stimme und unsere Gedanken vergehen. Wir können es einfach nicht begreifen, dass hier die Technik versagt hat.Wir können uns fast keinen Trost zusprechen, menschlich gesehen. Uns tröstet nur noch der Glaube.In Gott ist es verborgen, weshalb so etwas geschehen konnte.In diesem Sinne möchte ich den Hinterbliebenen, den Freunden der Verstorbenen meine Anteilnahme sagen und mit ihnen gemeinsam Gott bitten um den Frieden für die Verstorbenen und den Frieden für uns.“ Bischof Maximilian Aichern