„Mein Anliegen ist die spirituelle Vertiefung, das Gebet, nicht die Betriebsamkeit.“ Auf diesen Nenner bringt Pfarrprovisor Dr. Albert Haunschmidt den Schwerpunkt seiner pastoralen Arbeit in Freinberg.
Mit Beginn der Fastenzeit werden – heuer bereits zum dritten Mal – die „Exerzitien im Alltag“ beginnen. In den vergangenen Jahren gingen 20 Frauen und Männer den geistlichen Weg zur Vorbereitung auf Ostern mit. Die Exerzitien standen unter dem Thema „Stationen des Lebens Jesu“ und „Ausgewählte Psalmen“. Die tägliche, rund 15-minütige Meditation, zu der sich jede/r Teilnehmer/in verpflichtet, ist das Herzstück der Exerzitien im Alltag. Bei den wöchentlichen Treffen gibt Pfarrer Haunschmidt Impulse für die Betrachtung zu Hause und stellt verschiedene Möglichkeiten der Meditation vor: „Ich möchte, dass jeder Einzelne auf den Geschmack des Betens kommt und die für ihn passende Form findet.“
Vor zwei Jahren führte auf Initiative einiger Pfarrmitglieder eine Wallfahrt nach Medjugorje. Damit dieser geistliche Aufbruch nicht versandet, lädt Pfarrer Haunschmidt monatlich zu einer Meditationsstunde: „Eine konkrete Frucht der Pilgerfahrt.“
Im landwirtschaftlich geprägten Freinberg steht der heilige Leonhard, ein Patron der Landwirte, hoch im Ansehen. Jährlich macht sich eine große Schar von Freinbergern zu Fuß auf den Weg nach Büchlberg. An der Wallfahrt nehmen auch viele junge Menschen teil.
Auf positives Echo stießen die Hausmessen, die Haunschmidt im Advent erstmals initiiert hat. Da Freinberg keinen Ortskern besitzt, kommt den Aktivitäten in den sieben Dörfern große Bedeutung zu. „Die Messen fördern auch die Gemeinschaft“, freuen sich die Pfarrgemeinderäte.
Steckbrief
Der Leopard im Wappen von Freinberg (Dekanat Schärding) steht als Symbol für den Patron der Pfarrkirche, den heiligen Willibald. Er war Sohn des angelsächsischen Königspaares Wuna und Richard. Der Leopard nimmt auf das Familienwappen Bezug. Die untere Hälfte des Gemeindewappens zeigt das Markenzeichen der ehemaligen Schwertschmiede des Hammerwerkes Stantler am Haibach, der durch das Wellenband angedeutet wird. Die Gemeinde Freinberg an der bayerischen Grenze hat 1.600 Einwohner. Da einige Dörfer nicht zur Pfarre gehören, zählt sie 1.300 Katholiken. Die Gemeinde ist geprägt von ihrer unmittelbaren Nähe zu Passau: Nicht nur, dass „die Bayerischen herüber heiraten“ – Freinberg gehörte bis zur Gründung der Diözese Linz zur Innstadt-Pfarre von Passau. Manche Freinberger sind außerdem in den Pfarren Passaus engagiert.Mit der Gründung des Pfarrfriedhofes ist eine kuriose Geschichte verbunden: Damit der damalige Landwirt das benötigte Grundstück abtrat, musste ihm der Pfarrer zum Tavernenrecht verhelfen. Der Geistliche machte sich zu Fuß auf den Weg nach Linz und brachte das gewünschte Papier zurück, aus dem Bauernhof wurde – bis heute – der Kirchenwirt.
Fest der Orgelweihe
Nicht nur für Freunde der geistlichen Musik war die Weihe der renovierten Orgel im Dezember 2000 ein Fest. Der Passauer Domorganist und Domvikar Hans Leitner gab ein Konzert und zeigte den beiden jungen Organisten von Freinberg, was in der „Breinbauer Orgel“ steckt (von rechts). Das Instrument wurde von der Firma Windtner aus St. Florian um 600.000 Schilling erneuert. Die Gemeinde unterstützte das Projekt mit 200.000 Schilling. Die Pfarre hat zur „Breinbauer-Orgel“ einen besonderen Bezug: Die Orgelbauer-Familie , die um die Jahrhundertwende in Ottensheim ihre Werkstatt hatte, stammt aus Freinberg (Haus Roider).
Freinberger sind einsatzbereit
Freinberg: Frauen sind die Stütze der Pfarre
Viele Freinberger packen an, damit das Pfarrleben ihrer Gemeinde lebendig bleibt.
Die Katholische Frauenbewegung (KFB) ist eine wichtige Stütze des Pfarrlebens. Auf Initiative der KFB wurde das Pfarrheim um eine Küche erweitert, damit man sich in den Räumen der Pfarre auch zu Hause fühlen kann. Neben der Frauenrunde sorgt eine „Zwergerlgruppe“ für Leben und Bewegung. Junge Mütter treffen sich mit ihren Kindern zum Basteln, zum Turnen und zur Feier von kirchlichen Fes-ten. Der Erfahrungsaustausch kommt ebenfalls nicht zu kurz.
Einen besonderen Platz finden die Kinder auch in der Sonntagsliturgie. Seit drei Jahren werden von einem Team die monatlichen Familienmessen gestaltet.
Eine Gruppe von Wortgottesdienst-Leitern trägt ebenfalls zu einer lebendigen Pfarre bei. Sie gestalten Maiandachten in den Kapellen der Dörfer und leiten Werktags-Gottesdienste in der Pfarrkirche oder in der Pfarrheimkapelle. Die Kapelle wird während der Wintermonate für Messen und für Meditationen genutzt.
Sorgen und Freude zugleich bereiten den Pfarrgemeinderäten die Jugend. Als Weiterführung der Firmvorbereitung ist eine Jugend-runde entstanden – was fehlt, sind Gruppenleiter. Kräftige Lebenszeichen gibt auch der Jugendchor. Seit drei Jahren leitet Eva Haböck die Gemeinschaft sangesfreudiger Jugendlicher. Neben Auftritten in Freinberg wird der Chor außerdem von umliegenden Pfarren eingeladen. So gestalteten die Jugendlichen im Vorjahr den Firmgottesdienst in Engelszell.
Sonntagsausflug nach Freinberg
Viele Passauer kommen sonntags gerne nach Freinberg, um beim Kirchenwirt einzukehren, manche verbinden damit einen kurzen Besuch in der Pfarrkirche. Das Gotteshaus ist ein gotischer Bau vom Beginn des 16. Jahrhunderts, der nach dem Brand 1784 umgebaut wurde. Ein Teil der Einrichtung wurde aus der aufgelassenen Kirche Allerheiligen bei Schärding geholt. Auch die ersten Glocken stammen aus diesem Gotteshaus. Das Hochaltarbild schuf Josef Bergler. Der Prager Künstler war um die Wende zum 19. Jahrhundert im Raum Passau tätig. Das Altarblatt stellt den Kirchenpatron Willibald und seine beiden heiligen Figuren Wunibald und Walburga dar. Flankiert werden die Geschwister von zwei Statuen, die ihre Eltern Richard und Wuna zeigen.
Pfarrsplitter
– Mesnerinnen
Auf die stolze Anzahl von sechs Mesnerinnen bringt es die Pfarre Freinberg. Die Frauen wechseln sich bei der Vorbereitung der Gottesdienste im Wochenrhythmus ab. Die 87-jährige „Chefmesnerin“ Resi Ertl hat sich aus dem „Tagesgeschäft“ zurückgezogen, betreut aber noch gerne Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse.
– Frauen
Die Katholische Frauenbewegung (KFB) der Pfarre zählt 115 Mitglieder. Maria Schmid, KFB-Leiterin von 1992 bis 2000, meint über die Veränderungen, die die Frauenbewegung in den vierzig Jahren ihres Bestehens in Freinberg durchgemacht hat: „Die KFB ist lebendiger geworden. Beschränkte man sich früher auf Backen und Stricken, steht jetzt die Persönlichkeitsbildung im Vordergrund.“
– Pfarrprovisor
Dr. Albert Haunschmidt ist seit 1997 Pfarrprovisor von Freinberg. Neben der pastoralen Tätigkeit in der Pfarre studiert er an der Universität München und schreibt an einer wissenschaftlichen Arbeit in Kirchenrecht.
– Ministranten
In der Pfarre versehen zur Zeit dreißig Buben und Mädchen den Ministrantendienst. Ebenfalls sehr aktiv ist der Kirchenchor, die Gruppe hat aber einen Mangel an Männerstimmen.
Ordensschwester Ehrentrude Pretzl
Seit 1957 lebt die Ordensschwester Ehrentrude Pretzl in Papua-Neuguinea. In ihrer Heimatpfarre ist sie dennoch fest verankert und erhält aus Freinberg regelmäßig finanzielle Unterstützung für ihre Arbeit. Vier Jahrzehnte schon wirkt die Steyler Missionsschwester als Lehrerin in Neuguinea, zur Zeit erstellt sie im Auftrag der Bischofskonferenz Religionsbücher. Vor ihrer Ausreise zum Missionseinsatz wurde Sr. Ehrentrude gemeinsam mit Mitschwestern von Papst Pius XII. in Privataudienz empfangen.