Lebendige Gestaltung von Liturgie ist eines der Hauptanliegen der Pfarre Gampern
Ausgabe: 2001/09, Gampern
27.02.2001 - Matthäus Fellinger
Drei Jahre nach dem Pfarrheimbau steht in der Pfarre Gampern der Aufbau der Kirche als Gemeinschaft im Vordergrund.
„Unser Liturgiekreis ist ein Edeltreffen“, zeigt sich Pfarrer Mag. Reinhold Stangl von seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen angetan: „Für Festgottesdienste sitzen wir stundenlang am Tisch, um Texte auszusuchen.“ Und für die Kinderliturgie gibt es einen eigenen Liturgiekreis.Nach dem vor drei Jahren abgeschlossenen Pfarrheimbau kann sich Gampern jetzt wieder den Kernaufgaben der Seelsorge selbst widmen. Die Sehnsucht der Menschen nach Gott und Kirche wach zu halten, das ist eine zentrale Aufgabe, meint Pfarrgemeinderats-Obfrau Gabriela Stubits. Ein von Diakon Josef Parzer eingeführtes „Männerseminar“ gehört zu diesen besonderen Angeboten. In der aktiven Männerbewegung sind sehr viele junge Männer dabei. In der Fastenzeit werden „Exerzitien im Alltag“ angeboten. An insgesamt fünf Abenden wird dabei zu Gruppentreffen eingeladen. Pfarrer Stangl feiert einmal im Monat auch in Attersee die Messe, vorübergehend war er außerdem für Lenzing zuständig. Vier Frauen haben sich daher als Wortgottesdienst-Leiterinnen ausbilden lassen. Der entsprechende Kurs wurde vom Dekanat Schörfling organisiert. Einmal im Monat wird der zweite Sonntagsgottesdienst jetzt als Wortgottesdienst gefeiert – und ist von der Bevölkerung gut angenommen.-Auf fruchtbaren Boden ist auch das Angebot einer eigenen Ehevorbereitung für die Pfarre gestoßen. Angela und Josef Parzer laden dazu jene ein, die im Lauf des Jahres heiraten möchten.Besondere Angebote gibt es auch für Jugendliche. So ist der Auferstehungs-Gottesdienst am Ostersonntag um 5 Uhr bereits Tradition. Jedes Jahr wird die Firmung in der eigenen Pfarre gefeiert. Eine aus jungen Vätern und Müttern bestehende Gitarregruppe kümmert sich um die musikalische Begleitung der Jugend-Gottesdienste. Der „Draht zur Jugend“ ist dem Pfarrer besonders wichtig, zumal die Jugendlichen nach der Volksschule in andere Orte pendeln. Die Hauptschule befindet sich in Neukirchen. Gleich sechs Geistliche stammen aus Gampern. „Da muss etwas dran sein“, vermutet die Tischrunde beim Gespräch mit der Kirchenzeitung, auch wenn man nicht genau sagen kann, was.Viele kleinere und größere Aufgaben sind auf möglichst viele Hände verteilt. Für die Pflege des pfarreigenen Friedhofs, die Rasenflächen und für die Raumpflege in Pfarrheim und Kirche gibt es eigene Teams, selbst die Pfarrhaushälterin von Gampern, Franziska Apfel, verrichtet ihren Dienst ehrenamtlich.
Steckbrief:
Eine Pfarre –25 Dörfer Nahe dem Salzkammergut gelegen und trotzdem wichtige Wirtschaftsregionen im Vöcklabrucker Raum in der Nähe – kein Wunder, dass die Bevölkerungszahl von Gampern steigt. Demnächst siedelt sich der Welt-Computerkonzern Microsoft mit einem Werk in Gampern an. Rund 2.100 Katholiken zählt die Pfarre Gampern heute. In der Region leben auch viele evangelische Christen. Die Pfarre ist weit gestreut, insgesamt 25 Dörfer gehören zu Gampern. Die Verbindung zur Pfarre wird durch Dorfver-treter/innen lebendig gehalten. Sie sind die Ansprech-partner in den Dörfern und gestalten auch Feiern wie etwa die Maiandachten, sie verteilen das Pfarrblatt oder übernehmen die Caritas-Haussammlung.Zwischen den Jahren 1480 und 1515 wurde die heutige Kirche gebaut. Einen Pfarrhof – in Holz errichtet – hat Gampern seit dem Jahr 1759. Erst vor drei Jahren feierte Gampern den Abschluss der Renovierung dieses denkmalpflegerisch bedeutsamen Pfarrhofs und die Errichtung des neuen Pfarrheims. 12.000 Arbeitstunden haben Freiwillige in dieses große Projekt gesteckt. Nur so war das Werk auch finanziell für die Pfarre leistbar.
Wähle das Leben
Das „Jüngste Gericht“ am Flügelaltar von Gampern zeigt den Menschen zwei Alternativen: Leben oder Tod. Viele kennen die eindrucksvolle Vorderseite des gotischen Flügelaltars in Gampern. In der Fas-tenzeit sind die Flügel des Altares geschlossen, zu sehen sind jetzt die kostbaren Passionsbilder, gemalt bereits in der beginnenden Tradition der Donauschule. Für Maria Gebetsberger, ehemalige Hauptschullehrerin und Frau des 83-jährigen Mesners Josef Gebetsberger, ist es jedesmal ein erhebender Augenblick, wenn nach dem Aufsperren in der Früh der Altar vor ihren Augen erstrahlt. Vielen Auswärtigen hat sie den fast 500 Jahre alten Altar gezeigt und erklärt. Weniger bekannt ist die Rückseite des Altares. Früher stand der Beichtstuhl hinter dem Altar – und die Beichtenden, bekamen hier das „Jüngste Gericht“ zu sehen. Die Gegenüberstellung der Geretteten und der Verdammten eröffnet dem Menschen die zwei Möglichkeiten: Leben oder Verderben. Die linke Tafel zeigt die Geretteten. Ein Papst befindet sich darunter, bekleidet mit einer „Badehose“. Worum es geht, wird in der Gestalt jener Figur deutlich, die sich entsetzt dem Zugriff eines Teufels zu entziehen versucht und in die Welt der Geretteten hinüberzieht. Doch sie kann nicht loslassen vom Geldbeutel.Für den Betrachter wird das Bild zum Appell: Wähle das Leben – aber das geht nur, wenn du den Beutel deiner irdischen Schätze loslässt. Das „Jüngste Gericht“ von Gampern ist mit dieser Darstellung einer der heiligen Orte, in die die Diözese Linz in der diesjährigen Fastenzeit im Rahmen der „Aktion geöffnet“ einlädt.
Pfarrsplitter:
Kreuzweg
Der Kreuzweg am Palmsonntag -Nachmittag hat sich in der Pfarre gut eingeführt. Von der Filialkirche Piesdorf führt der Weg nach Gampern. Dabei gestalten die verschiedenen Gruppen jeweils eine Station des Kreuzweges.Ähnlich übernehmen einzelne Gruppierungen auch zu Fron-leichnam die Gestaltung einer Andacht an einem Altar.
Anspruchsvolle Chormusik
Je besser ein Kirchenchor ist, um so lieber singen die Leute mit. In Gampern nehmen sich die Sängerinnen und Sänger viel Zeit für ihren Chor. Damit treffen sie sich jährlich zu einem eineinhalbtägigen Chorseminar, das einen mächtigen Motivationsschub bringt. So kann auch anspruchsvolles Programm bewältigt werden. Am Ostersonntag um 9.30 Uhr steht die Krönungsmesse von W. A. Mozart auf dem Programm. Schon am 1. April, 20 Uhr, singt das Vokalensemble „Singfoniker in F“ die Matthäus-Passion von Heinrich Schütz.
Jugend für Senioren
Die Jugend der Pfarre gestaltete – wie jedes Jahr – das Programm des Senioren-Nachmittags im Fasching. Die Senioren sind sozusagen Gäste der Jugend. Was an Erlös hereinkommt, ist für die Jugendarbeit gedacht. Erfreulich ist, dass die Firmlinge des Vorjahres jetzt eine rege Jugendgruppe bilden. Die Senioren treffen sich auch ohne Jugendliche monatlich zu einem „Plauscherl“. Das neue Pfarrheim bietet ja für solche Begegnungen ideal Platz.
Oase der Stille
Einmal monatlich findet in der Pfarrkirche eine „andere Art von Anbetung“ statt. Bei Kerzenlicht und Musik sind die Gläubigen zu dieser „Oase der Stille“ geladen. Kurze besinnliche Gedanken geben dazu die Impulse.