Bei der „Chrisammesse“ am Mittwoch der Karwoche weihte Bischof Aichern im Dom die „heiligen Öle“: u. a. für die 12.500 Jugendlichen und die etwa 15.000 Kinder, die in Oberösterreich jährlich getauft und gefirmt werden.
„Die Weihe des Chrisamöls bewegt mich immer ganz besonders“, erzählt Prälat Gottfried Schicklberger: „Obwohl ich die Firmlinge noch gar nicht kenne, denen ich in den kommenden Monaten begegnen werde, fühle ich mich mit ihnen verbunden und bete für sie.“ Seit Jahrzehnten feiert der Prälat die „Missa Chrismatis“ im Linzer Dom mit: als Ministrant, als Zeremoniär von Bischof Franz Zauner und nun als Ordinariatskanzler. Wie kein anderer kennt er die Geschichte und Geschichten um den feierlichen Gottesdienst der Ölweihe. Exakt 50 Liter reines Olivenöl liefert eine Linzer Firma in der Karwoche an die Diözese. Für das Unternehmen ist diese Geschäftsbeziehung Tradition: Seit der Nachkriegszeit besorgt es für die Diözese aus Italien die Grundsubstanz für die heiligen Öle. „Früher, als die Katechumenensalbung noch verpflichtet vorgeschrieben war, brauchten wir sogar 60 Liter Öl“, erinnert sich der Prälat. Die Mesner der Dompfarre teilen das Öl in schwere Metallkannen auf. Zwei dieser Gefäße kommen aus der Diözese Passau und tragen die Jahreszahl 1761. „Eine schöne Verbindung zur Mutterdiözese von Linz“, meint Prälat Schicklberger. Beim Gottesdienst zur Ölweihe, der in Linz traditionellerweise am Mittwoch in der Karwoche gefeiert wird, tragen Diakone in einer feierlichen Prozession die Kannen mit den Ölen in den Altarraum und präsentieren sie dem Bischof. Für die gesamte Diözese werden für das kommende Jahr – bis zum nächsten Osterfest – drei „verschiedene Öle“ geweiht: für die Krankensalbung das Krankenöl, für die Taufen das Katechumenenöl und das Chrisamöl. Mit dem Chrisam werden auch die Firmlinge, Priester und Bischöfe gesalbt. Weiters findet Chrisam bei Altar-, Glocken- und Kirchweihen Verwendung.
„Türöffner“ für Gottes Geist
„Die Salbung verbindet uns mit Jesus, der selbst der Gesalbte ist und von dem wir den Namen Christen haben“, erinnerte Bischof Aichern in seiner Predigt bei der Chrisammesse an die biblischen Wurzeln der Salbung: So wird Jesus im Neuen Testament als der Gesalbte Gottes bezeichnet, was hebräisch Messias und griechisch Christus heißt. Bischof Aichern: „Die Salbung ist auch ein Zeichen dafür, dass Christen mit dem Heiligen Geist erfüllt sind. Die Christen als Gesalbte tragen Sorge, dass dem Heiligen Geist Tür und Tor geöffnet wird.“Nach der Predigt folgen die Weihegebete über die Öle, besonders feierlich ist jenes für den Chrisam. Der Bischof haucht das Chrisam an, ein Symbol für den Heiligen Geist, der durch die Salbungen wirken soll. Dann mischt der Bischof Balsam in das Öl. Balsam ist ein dickflüssiges Gemisch von Harzen und Ölen, das von Sträuchern gewonnen wird und wunderbar riecht.
Christen duften
Seinen Ursprung hat der Balsam in Arabien. Er gibt dem eher geruchlosen Olivenöl den Duft und soll die Christen daran erinnern, dass sie – im bundesdeutschen Jargon – „dufte“ Menschen sind. Oder mit den Worten der Bibel: Gläubige sind Christi Wohl-geruch. Zwölf Priester, die gemeinsam mit dem Bischof um den Altar stehen und mit ihm Gottesdienst feiern, sind die Zeugen für die Weihe der Öle. Dieser Brauch unterstreicht nochmals die Bedeutung der „Missa Chrismatis“ für die Kirche. Im Anschluss an den Gottesdienst werden die Öle verteilt. Zumeist nehmen es Dechanten in Empfang, die es wiederum an die Pfarren weitergeben. Innerhalb weniger Tage hat das neu geweihte Öl jede einzelne Pfarrgemeinde erreicht. Wird im Rahmen der Osternachtsfeier ein Kind getauft, salbt der Priester den Täufling bereits mit dem neuen Chrisam. Wenn in einer Pfarre noch „altes“ Öl übrig ist, werden diese Reste im Osterfeuer verbrannt.