Wie aus der Verkäuferin Ingrid Holzner eine Altenbetreuerin wurde
Ausgabe: 2001/16, Auf der Suche, Berufung, Altenfachbetreuer
17.04.2001 - Kirchenzeitung der Diözese Linz, Ingrid Holzner
Sie war Verkäuferin und die Geleise des Lebens schienen gelegt. Da wagte sich Ingrid Holzner erneut auf die Suche nach ihrer Lebensaufgabe. Der Beginn meiner „Berufungsgeschichte“ liegt beinahe zwei Jahre hinter mir. Es war eine Zeit, geprägt von Verlust, Tod und Trauer. Ich hatte keine Hoffnung mehr, alles war still und dunkel um mich. Ich saß im Neuen Dom. Da spürte ich etwas in mir, das mich tief in meinem Innersten berührte. Diese „Ahnung“ führte mich aus meinem bisherigen Leben heraus – ließ mich aufblicken in eine neue Richtung. Nach zwölf Jahren im Verkauf gab ich meinen erlernten Beruf auf. Zeiten der Neuorientierung und Information kamen auf mich zu. Im Altenheim „Rudigier“ der Kreuzschwestern in Linz bekam ich die Gelegenheit, als Hilfskraft in der Pflege zu arbeiten. Schon am „Schnuppertag“ spürte ich, dass ich ein ganz besonderes Arbeitsfeld für mich entdeckt hatte. Dann galt es aber, eine geeignete Ausbildung für mich zu finden. So gab ich nach elf Monaten im Altenheim Arbeit und Wohnung auf und begann mit der Krankenpflegeschule. Doch schon nach kurzer Zeit wurde ich von heftigsten Zweifeln geplagt. Ratlosigkeit und Phasen inneren Kampfes machten sich breit. Da führte mich mein Weg wieder in den Neuen Dom, wo ich die Broschüre über das „Berufungsjahr“ fand. Da darin auch der Name meines Ethiklehrers der Krankenpflegeschule stand, zögerte ich nicht und nahm Kontakt mit ihm auf. Nach einem Klärungsgespräch bekam ich eine Einladung.Ich war sehr gespannt, welche jungen Menschen sich noch von diesem Berufungsjahr angesprochen fühlten. Die Vielfalt der Teilnehmer/innen war erstaunlich. Das Jahr wird gestaltet durch gemeinsame Abende im „Haus Manresa“ der Jesuiten in Linz, Exerzitien im Alltag, Wüstentage im „Aufbruchzentrum“ im Stift Wilhering, gemeinsame Messfeiern und durch geistliche Begleitung. Wie bei der Berufung ist es auch beim Gespräch miteinander notwendig, still zu werden und hinzuhören, was jede/r von uns zu sagen hat mit der je eigenen Vorgeschichte, den Prägungen, Stärken und Schwächen. Ich bin mir sicher, dass der Ort, an dem wir uns treffen, und die Begleitung zu diesem bereichernden Miteinander entscheidend beitragen: Das Haus Manresa der Jesuiten, benannt nach dem Berufungsort des hl. Ignatius von Loyola. Es ist ein Ort der Stille, Gastfreundschaft und der Freude. Ich entschied mich während dieser Zeit, wieder ins Altenheim zurückzukehren und dort die berufsbegleitende Ausbildung zur Altenfachbetreuerin zu machen. Es sind die alten Menschen, die mich am meisten bewegen und ansprechen. Auch hier ist ein Stillwerden und Hinhören notwendig, um vernehmen zu können, wo ihre Bedürfnisse liegen, aber auch, was sie uns mitgeben möchten. Viele von ihnen können sich ja nicht mehr in gewohnter Weise ausdrücken. Hier sprechen glänzende oder zusammengekniffene Augen oder ein paar Falten mehr an einer bestimmten Stelle der Mundwinkel, um ein Lächeln auszudrücken. Um das zu „hören“, muss man sich „klein“ machen, sich ganz heranwagen mit dem Risiko, berührt zu werden – ob nun innerlich von Gott oder äußerlich durch einen „Schmatz“ einer Heimbewohnerin mit dem Nachsatz: „You are a good girl“.
Kommentar:
Frauenspersonen und Mannsbilder
Als „Jahr der Berufung“ soll das Jahr 2002 begangen werden. Die Kirche hat dabei nicht nur die „geistlichen Berufe“ der Priester und Ordensleute im Sinn. Es geht vor allem um ein Entdecken der Berufung, die für jeden Mann und jede Frau zutrifft. „Berufene“ sind Menschen, die sich nicht durchs Leben treiben lassen, sondern die Schritte setzen. Ihr Leben ist Botschaft. Keine Duckmäuser, sondern Menschen, die etwas darstellen, sind das, gleich, in welchem Alter, Stand oder Beruf sie stehen – g’standene Frauenspersonen und Mannsbilder sozusagen. Ihr Lebensweg ist kein blindes Nachlaufen, was immer gerade Mode sei, sondern Nachfolge: Sie folgen einem Ruf – ob er aus ihrem Inneren heraus kommt oder ob sie sich von einem anderen gerufen wissen. An christlicher Berufung wird etwas von Christus erkennbar.
Konkret:
Auf der Suche
Zur intensiven Suche nach der je eigenen Berufung bietet das Referat Spiritualität Exerzitien, Meditation, Besinnungstage und geistliche Begleitung an.Informationen über ausgebildete Begleiterinnen und Begleiter werden zugesandt.