Ausgabe: 2001/18, Linz- St. Konrad, Pfarreportage, Kontakt, Begegnung,
02.05.2001 - Elisabeth Leitner
Das Quaken der Frösche in den Ziegelteichen ist Vergangenheit. Am Froschberg genießen jetzt an die 8000 Bewohner/innen ein Leben am nahen Stadtrand. Herzstück des Stadtteils ist für viele die Pfarrkirche St. Konrad.
„Warten Sie nicht, bis Sie angesprochen werden; kommen Sie selber zu uns“ – dieses offene Wort des Pfarrers Dr. Walter Wimmer haben sich in der Pfarre St. Konrad viele Menschen zu Herzen genommen und sind der Einladung gefolgt. „Jeder, der will, findet Platz bei uns. Egal, ob Akadamiker, Pensionist, Hausfrau. Jeder zählt gleich viel. Das ist das Schöne in der Pfarre und dafür arbeitet man auch gerne“, erzählt Edith Janschek vom Fachausschuss Caritas und Mitglied der Pfarrgemeinderatsleitung.
Im Pfarrgebiet rund um den Froschberg gibt es noch einen Bauernhof – den „Piringerhof“. Nobelvillen, Reihenhäuser, die so genannten „Hitlerbauten“, drei Hochhäuser mit einem wunderbaren Ausblick auf Linz sowie zahlreiche Neubauten haben aus dem Stadtteil ein begehrtes Wohnviertel gemacht. In der Waldeggstraße befindet sich die Notschlafstelle und die Caritas-Wärmestube: Menschen quer durch alle soziale Schichten sind in dieser Pfarre anzutreffen. Von den 7.700 Bewohnern sind 5.600 Katholik/innen, davon nehmen bis zu 850 am pfarrlichen Leben in irgendeiner Form teil.
Die Auswahl dabei ist groß in St. Konrad. Mehr als 30 Gruppierungen laden zu ihren Veranstaltungen ein. „Wir sind eine Pfarre, wo sich sehr viel tut und wo sich viele engagieren“, ist die PGR-Leitung erfreut über die Lebendigkeit ihrer Pfarre. „Es gibt viele Ehrenamtliche, ohne die sperren wir lieber heute als morgen zu“, erklärte Pfarrer Wimmer daher auch bei der Bischofsvisitation Mitte März. Dort präsentierten sich die pfarrlichen Gruppen und Fachausschüsse. Sieben Bereiche fasste man zusammen: Öffentlichkeitsarbeit (Homepage, Bildungswerk, Neuzugezogene, Feste und Feiern, Sparverein, ...), Liturgie (Chöre, Bibelabend, ...), Kinder und Jugend, Männer und Frauen (Ehe & Familie, ...), Soziales und Eine-Welt-Kreis sowie Finanzen. Sie alle ermöglichten einen interessanten Einblick in ihre Arbeit und machten deutlich: In dieser Pfarre ist viel los!
Steckbrief:
„Gott, dem Einen und Dreieinen, unter dem Schutz der Gottesmutter Maria, dem hl. Bruder Konrad als Kirchenpatron zu Ehren, wurde ... dieser Grundstein für die Pfarrkirche St. Konrad feierlich gelegt.“ Diese Zeilen sind der „Grundstein-Urkunde“ aus dem Jahr 1959 entnommen. Das im vergangenen Jahrhundert neu entstandene Wohnviertel auf dem Froschberg gehörte zunächst zur Kapuzinerpfarre St. Matthias. Auf Grund der weiten Wegstrecken für die Bewohner/innen des Froschbergs wurde eine Notkirche in der Kudlichstraße erbaut. 1941 errichtete Bischof Josef Fließer die Kaplanei St. Konrad. Damals zählte man in diesem Stadtgebiet 3.500 Katholik/innen. 1948 erfolgte die Errichtung einer Barackenkirche an der Stelle des heutigen Pfarrhauses. 1957 wurde St. Konrad zur Pfarrexpositur erhoben, Pfarrer Franz Renetseder baute die Pfarre auf. 1961 fand die feierliche Weihe der Pfarrkirche statt. Heuer feiert die 5.600 Katholik/innen zählende Pfarrgemeinde am 17. 12. das 40-Jahr-Weihejubiläum. Leitung der Pfarre: Dr. Walter Wimmer (seit 1984), Kaplan: Mag. Wolfgang Schnölzer, Pastorale Mitarbeiterin: Mag. Michaela Leppen, Pfarrhaushälterin: Herta Himmelbauer. Mesner: Heinz Himmelbauer.
Motto: Kontakt & Begegnung
„Kontakt“ ist nicht nur der Name des Pfarrblatts, sondern das Programm der engagierten Pfarre
Das frisch gedruckte Pfarrblatt beschäftigt sich mit dem Thema „Gentechnik“. Am Puls der Zeit, verwurzelt im Glauben und in der Gemeinschaft – so stellt sich das bunte Leben in St. Konrad dar. „Menschlichkeit steht bei uns im Vordergund“, berichten die Mitglieder der PGR-Leitung. Kontakte zur Pfarre werden daher auch mit jenen geknüpft, die der Kirche nicht unbedingt nahe stehen. Die Caritas-Haussammlung ermöglichte den 100 Sammler/innen auch so manche persönliche Begegnung bei sonst geschlossenen Türen. Der wöchentliche Besuchsdienst in Krankenhäusern und Altenheimen wird von über 30 Mitarbeitern geleistet. Alle Pfarrangehörigen werden besucht. „Ich habe damit nur positive Erfahrungen gemacht“, erzählt Roswitha Weissenböck, Obfrau des Pfarrgemeinderats. Geburtstagsbriefe werden vom Pfarrer und acht Mitarbeiterinnen überbracht, Gutscheine für Obdachlose bzw. für die Notschlafstelle werden ebenfalls verteilt. „Die Zahl der Obdachlosen wird mehr“, darauf weist der Fachausschuss der Caritas hin. Armut und Einsamkeit passiert oft hinter verschlossenen Türen. „Wenn ich die Angebote der Pfarre annehme, brauche ich nicht zu vereinsamen“, lädt Weissenböck ein, am pfarrlichen Leben teilzunehmen.
Vom Seniorentanz über zwei SIMA-Gruppen bis zur „Wir über 50“-Runde für die ältere Genera-tion, über Veranstaltungen der KFB und KMB bis zum Babytreff für die Jüngsten reicht das Angebot. 40 Kinder sind im Pfarr-Caritas-Kindergarten gut aufgehoben. Der Kinderliturgiekreis besteht aus acht Mitarbeitern und freut sich, dass die Kindermessen von Kindern und Eltern so gut angenommen werden. Mit einer Schar von 41 Ministrant/innen kann die Pfarre auf eine stattliche Anzahl von „Minis“ blicken.
Für die Jugendlichen in der Pfarre gibt es verschiedene Anknüpfungspunkte: vom hauseigenen Fußballplatz (der gerade saniert wird) bis zu den Jugendtreffs. Besinnungswochen, Glaubenstage, Gesprächsrunden „kum und red“ runden das Programm ab. Tipp: Der neue Jugendchor „Frog-Singers“ – einer von drei Chören dieser Pfarre – wird am 26. Mai um 17 Uhr die Firmungsmesse gestalten.
Über Früchte und würmer:
Reife Früchte – „Was uns Freude macht“: Gute Gemeinschaft, hohe Motivation der Gruppenleiter/in-nen, gemeinsame Aktionen, Weitergabe der eigenen Glaubenserfahrung, aktive Jugendliche, neu gestalteter Spielplatz, „Heimat“ in der Pfarre.
„Was noch wachsen muss“: kaum ältere Gruppenleiter/innen (nach Matura verschwinden viele), Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Entstehung von Jugendgruppen aus Firmgruppen, Jugendliche erreichen zu können, Pfarre zur Heimat für Jugendli-chen zu machen, Leben aus dem Glauben.
„Was uns Sorgen macht“: immer weniger Kinder, oft keine Minis bei 8-Uhr-Messe, Distanz zur Kirche, schwierig: Jugendleiter/innen zu finden, starres Kirchenbild, fehlendes Interesse für religiöse Themen und für Gottesdienste.