Das Gnadenbild von Nove Hrady wurde einst aus Temelin gerettet
Ausgabe: 2001/18, Temelin, Atom, Nove Hrady, Gnadenbild, Gratzen, Servitenkloster
02.05.2001
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Im südböhmischen Servitenkloster von Nove Hrady befindet sich ein besonderes Marienbild. Es wurde aus Temelin gerettet: Maria vom guten Rat.Künstlerisch mag es nicht besonders bedeutsam sein. Doch das Gnadenbild der Servitenkirche im südböhmischen Nove Hrady (Gratzen) hat eine bemerkenswerte Geschichte: Im Jahr 1619 – damals tobte der Dreißigjährige Krieg in Europa – wurde es von Graf Karl Bonaventura von Buquoy, Schlossherr auf der Burg zu Gratzen, aus einem brennenden Haus beim Dorf Sablat gerettet. Der heutige Name des Ortes: Temelin.
Das Bild kam über Wien nach Gratzen. Ein blühendes Kloster des Servitenordens stand dort. Das Kloster selbst hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. In völlig verwahrlostem Zustand befand es sich nach dem Wendejahr 1989.
Nur wenige Kilometer von Nove Hrady entfernt: der Marienwallfahrtsort Dobra Voda (Maria Bründl) mit der prächtigen Barockkirche. Für P. Bonifilius Wagner, gebürtig in Böhmen, dann als Heimatvertriebener bei den Serviten in Innsbruck im „Exil“, wurde die Renovierung des Klosters zur Lebensaufgabe.
Wer heute Gratzen besucht, findet ein gastliches Kloster vor, das als Bildungs-, Exerzitien- und Erholungshaus von den Serviten geführt wird. Mit Hilfe aus dem Westen hat P. Bonifilius das Werk in jahrelanger zäher Arbeit vollbracht. Ein prächtiges Erholungsgebiet findet sich im Seengebiet des Hinterlandes, gut geeignet für Ausflüge.
Das Servitenkloster und die Kirche von Nove Hrady (Gratzen) ist erreichbar über Wullowitz – Kaplitz bzw. Gmünd (NÖ). Täglich geöffnet. Führungen werden angeboten.
KOMMENTAR
Wenn guter Rat teuer ist
„Ich bin sicher, dass wir guten Rat brauchen, den wir in Wallfahrten erbitten“, schrieb Walter Katzmayr im Herbst des Vorjahres an die Kirchenzeitung. Er hatte eben in Gratzen das Gnadenbild der „Maria vom guten Rat“ kennen gelernt. Temelin droht immer mehr zum Stolperstein in den Beziehungen zwischen Tschechien und Österreich zu werden. Die Sorgen vor einer atomaren Katastrophe einerseits – die Schwierigkeiten eines Staates, der sich wirtschaftlich stabilisieren will, andererseits treffen aufeinander. Man kann Lösungen weder herbeibeten noch herbeizwingen. Auch eine „Maria vom guten Rat“ wird die Probleme unserer Zeit nicht hinwegzaubern. Es ist eine Frage, für die Menschen selbst die Antworten finden müssen. Kritik nicht in Hass ausarten zu lassen, wegen der Entscheidungen Mächtiger nicht ein Volk zu verurteilen, das läge wohl eher auf der Linie des guten Rates. Aber ebenso: Dass man nicht locker lässt, wenn man seinem Gewissen zu folgen hat.