Was Pfarrer Johann Hammerl in seinem Leben als Priester trägt
Ausgabe: 2001/29, Berufung, Priesterberuf, Priester, Bad Ischl,
17.07.2001
- Johann Hammerl
Vor 21 Jahren wurde Johann Hammerl zum Priester geweiht. Seine Freude am Beruf ist für den Pfarrer von Bad Ischl tiefer geworden.
„Warum bist du Priester geworden?“, werde ich öfters gefragt, von Schülern oder auch von Erwachsenen. Sie erwarten sich dann als Antwort – so vermute ich es – eine besondere Berufserzählung, in der Gott direkt mich getroffen hätte, sodass ich dann für mich ganz klar sehen konnte: Das ist jetzt mein Weg.
Meine Antwort dagegen ist einfacher: „Weil mein Pfarrer mich angesprochen hat, ins Petrinum zu gehen.“ Natürlich hat vieles dann dazu beigetragen, dass ich diese Entscheidung getroffen habe – ein religiöses Elternhaus, ein liebevoller Großvater, der Mesner war, Kapläne und Priester, die ich als zufriedene liebenswerte Menschen erlebte, die Kontakte mit Taizé. Aber am Anfang stand die Erfahrung, dass mich jemand angeredet und mir dies zugetraut hat.
Seit 21 Jahren bin ich nun Priester und ich freue mich darüber, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe. Wenn ich zurückblicke auf die Vorstellungen am Anfang, wird mir klar, dass ich noch nicht recht gewusst habe, worauf ich mich da einlasse. Aber ich bin immer noch gerne Priester in dieser oft auch sehr menschlichen Kirche, an der ich mich manchmal reibe. Wenn ich nach einem Vergleich suche für meinen Beruf, so möchte ich das Bild des Brunnens aufgreifen. Gerade im Sommer erlebe ich seine erfrischende Wirkung. Schriftstellen, die von Quellen von Brunnen erzählen, mag ich sehr
Begegnungen am Brunnen
Ein Beispiel der letzten Tage ist der Gottesdienst bei der Mariä Heimsuchungs-Kapelle. Ein Teil der Musikkapelle ist da, die umliegenden Bewohner kommen, auch einige Bekannte. Bauern sorgen dafür, dass sie mit der Stallarbeit rechtzeitig fertig sind, damit sie mitfeiern können, Kinder sind da. Wir singen tradi,tionelle Lieder. In den einfachen Texten hat das konkrete Leben Platz, Krankheit von Nachbarn, ein tragischer Todesfall der letzten Zeit, Frauen, die ein Kind erwarten. Die Weisen der Bläser geben der abendlichen Stunde eine besondere Note. Wir gingen gestärkt wie nach einer Begegnung am Brunnen auseinander. Ein besonderes Anliegen ist mir als Priester die Sorge um das Ehesakrament. Wie kann ich als Priester dafür Sorge tragen, dass Paare zum lebendigen Wasser finden, das ihrer Beziehung Tragfähigkeit gibt, dass sie die Freude an ihrer Ehe neu entdecken können. So haben wir in diesem Arbeitsjahr einige Male zur „Beziehungstankstelle“ eingeladen. In Zusammenarbeit mit Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen haben wir Themen aus dem Ehealltag aufgegriffen wie: Umgang mit Verletzungen, Zärtlichkeit, Sexualität, Feste feiern ...
Es geht um Beziehungen
Dass ich heute noch Freude am Priesterberuf habe, verdanke ich vor allem einigen Ehepaaren, die mir geholfen haben, an den Wert meiner Berufung zu glauben. Sie haben mir gesagt, wie wichtig es für sie ist, dass ich als Priester mit ihnen unterwegs bin. Sie haben mich erkennen lassen, dass es in beiden Sakramenten – in der Ehe und im Priestersein – um lebendige Beziehung geht, untereinander und mit Gott. Sie haben mich gelehrt, auf mein Leben, auf meine Empfindungen zu hören, sie ernst zu nehmen und gut damit umzugehen. Diese Erfahrung habe ich vor allem bei Beziehungswochenenden gemacht, die in der Gemeinschaft von ME (Marriage Encounter) angeboten werden. Als Teilnehmer wie als Leiter zusammen mit Ehepaaren erlebe ich dieses Angebot wie eine kostbare Quelle, die Paaren, Priestern und Ordensschwestern neue Kraft gibt.
Zum Thema:
Mein Priesterberuf
Ich verstehe meinen Priesterberuf als Auftrag, dafür Sorge zu tragen, dass Menschen zu den lebendigen Quellen Zugang finden, dass sie neue Kraft schöpfen können. Es ist im Grunde so wenig spektakulär, dass man kaum davon redet und doch ist es so lebensnotwendig. Ich möchte dafür sorgen, dass Leute zusammenkommen, um miteinander zu feiern, gemeinsam zu beten, miteinander zu reden, einander zu begegnen.