Samstag, 27. Oktober, Darmstadt. Dunkel gekleidet, das dunkle Haar über den dunklen Schatten der Augenhöhlen, blickt sie in ihr Manuskript, liest, Wort für Wort. Jedes Wort ist wohl überlegt. Ihr Werk soll im Mittelpunkt des Festaktes stehen, aber sie rückt in ihrer Rede einen anderen in die Mitte: Ernst Jandl, den verstorbenen Dichter, den engsten Gefährten ihres Lebens.
Eine Dichterin ist sie. Ihre Worte haben – anders als der äußere Schein, Farbe. Vielleicht stammt diese Farbe noch aus jenen Sommern, die sie 1924 in Wien geboren, als Kind in Deinzersdorf verbracht hat. Diese Sommer haben sich in ihre Seele eingeprägt.1946: Erste literarische Veröffentlichung. Sie zeichnet auch. Von Berlin bis Graz waren ihre Bilder zu sehen. 1968 gab es den ers-ten Literaturpreis – zusammen mit Ernst Jandl. Der vorerst letzte am 27. Oktober: der Georg-Büchner-Preis.
Was will sie erreichen? „Ich möchte einfach, dass Leute meine Bücher lesen. – Und zwar Leser, die etwas mit meinen Texten machen, die mich in irgendeiner Weise kennen lernen und damit wahrscheinlich auch sich selber besser kennen lernen.“ Am Di., 20. November, 19.30 Uhr, liest sie im Linzer Stifterhaus. Eintritt frei!