Ausgabe: 2001/46, Format, Profil, Fellinger, Leitartikel, Harry Potter
13.11.2001
- Matthäus Fellinger
Fünf Jahre, sagt Joanne K. Rowling, war ich die Einzige, die alles über Harrys Welt und seine Freunde wusste“. Heute ist sie die reichste Frau Englands. 116 Millionen ihrer Harry-Potter-Bücher sind über die Ladentische gewandert. Jetzt auch noch der Film! Der Erfolg macht Sie sicher, sagt ein Werbeslogan. Doch dem Werbeslogan glaube ich nicht, mich macht er stutzig.
Es gehört zum Phänomen der Globalisierung: Märkte bauen sich auf ins Gigantische. Bill Gates mit Microsoft zum Beispiel. In wenigen Jahren wurde er zum Multimilliardär. Glück muss man haben – wenn man sowas unter Glück versteht. Immer mehr Leute beschäftigen sich mit immer weniger Themen. Immer weniger Konzerne besitzen immer mehr – Zeitschriften zum Beispiel. Da kam letzten Freitag die „Frauenzeitschrift“ „woman“ auf den Markt. Wochenlang haben sie in den Schwestermagazinen „News“, „Format“ und „Profil“ – ohnehin schon Marktführer – dafür die Werbetrommel gerührt. Jetzt kann man also den ohnehin schon abgenagten Knochen noch ein weiteres Mal zwischen die Zähne nehmen. Ob’s wirklich um Frauenanliegen geht – oder um das Geld der Frau?
Schon seltsam, dass Menschen so sehr auf Massenware abfahren. Sonst lieben sie eher das Besondere – was nicht jede/r hat. Die Aufmerksamkeit für das Kleine – die Besonderheit des Einzigartigen gilt es zu entdecken. Das Kinderbuch ohne Massenauflage. Und hat es für „woman“ tatsächlich bislang nichts zu lesen gegeben?