„Die Zeichen der Zeit verlangen, dass auch über ein sakrales Amt für Frauen nachgedacht wird!“ Dies betonte Diözesanbischof Maximilian Aichern am Samstag letzter Woche bei der Verabschiedung von Margit Hauft und Hilde Kallinger aus der Diözesanleitung der Katholischen Frauenbewegung. Während Aichern jedoch dem von mehreren Frauen beschrittenen Weg, sich zu Priesterinnen weihen zu lassen, eine klare Absage erteilte, plädierte er dennoch für ein intensives Nachdenken über die Thematik. Die Frage der Stellung der Frau in der Kirche ist durch den jüngsten Wirbel um ein angebliches Verbot einer Frauenliturgie-Feier im Linzer Dom noch angeheizt worden.
Der Vatikan dürfte missverständlich informiert worden sein, vermutet man im Bischöflichen Ordinariat Linz. „Unterstellungen helfen nicht weiter“, sagt dazu Margit Hauft. Sie plädiert für ein neues Vertrauen. Man solle den Rahmen des Möglichen ausschöpfen und im Dialog bleiben.
Für neues Vertrauen
Margit Hauft: Weder Unterstellungen noch Ängstlichkeit
Der Wirbel um die Frauenliturgie im Linzer Dom zeigt, wie sensibel das Thema Frau und Kirche zur Zeit ist.
Mitten in die Debatte um die bevorstehende illegale Frauenpriesterweihe haben Medien am Montag berichtet: Bischof Aichern soll entgegen einem Verbot Roms eine „Frauenliturgie“ im Linzer Dom zugelassen haben. Dahinter dürften allerdings Fehlinformationen nach Rom gestanden sein. In einer Erklärung der Diözese Linz hat das Bischöfliche Ordinariat klargestellt: Nichts Verbotenes wurde erlaubt.
Die „Frauenliturgie“ im Linzer Dom folgte einem Studientag vom 31. Mai 2002 und wurde am 1. Juni im Dom gefeiert. Neben Frauenorden, der Frauenkommission, der Katholischen Frauenbewegung war das Wiener „Kardinal-König-Haus“ federführend mit bei den Veranstaltern. Dieses – so Direktor P. Richard Plaickner SJ, unterstützt seit 20 Jahren durch Symposien, Tagungen und Glaubensfeste das Anliegen gläubiger Frauen, „dass die weibliche liturgische Handschrift immer mehr auch bei Gemeindegottesdiensten spürbar wird“.
„Ich war erstaunt und traurig darüber, dass eine ganz normale von Laien gefeierte Liturgie andere Menschen veranlassen kann, Rom zu mobilisieren“, sagt die Vorsitzende der Frauenkommission in der Diözese Linz, Margit Hauft, zu den Vorwürfen. Man hätte sehr darauf geachtet, nur was erlaubt ist zu tun. „Wenn ich in einer Kathedrale Wortgottesdienst feiere, werde ich die Vorschriften ganz besonders genau einhalten.“ Es wären keine missverständlichen Symbole oder keine liturgischen Kleidungen verwendet worden.
Jetzt, so Margit Hauft, wäre es vor allem wichtig, alles, was mit „trauen“ zusammenhängt, zu fördern: Vertrauen und Zutrauen. Weder Unterstellungen noch überhöhte Ängstlichkeit brächten weiter. Was im Kirchenrecht möglich ist, solle man nützen. Man solle aber gerade in dieser Situation nicht versuchen, Revolutionäres zu fordern.
Matthäus Fellinger
ZUR SACHE
Kein Zurück?
„Eine Absage wäre ein Verrat an den Frauen“, lässt Christine Mayr-Lumetzberger kaum Bereitschaft erkennen, von der beabsichtigten Priesterinnenweihe von angeblich elf Frauen am 29. Juni abzurücken. Ort der Weihe und die Namen der Kanditatinnen hält die Hauptorganisatorin weiterhin geheim. Ebenso will sie den Namen jenes Bischofs, der am 9. Mai den ehemaligen Benediktiner Ferdinand Regelsberger zum Bischof geweiht hat, nicht bestätigen.
Wer an der „Weihe“ teilnehmen will, muss 100 Euro Unkostenbeitrag zahlen. Für Journalisten soll es eine Pressekonferenz geben. Der Ort wird am Vortag bekannt gegeben. „Wir wollen unsere Frauen vor dem medialen Wirbel schützen“, begründet Mayr-Lumetzberger die Geheimhaltung.
Nach ihrer „Weihe“ wollen die Frauen „in einer Art virtuellen Diözese“ tätig sein. Auf Anfrage könne man ihre Dienste in Anspruch nehmen. Mayr-Lumetzberger erhofft sich – so erklärt sie der Kirchenzeitung – dass die Kirche ihr Wirken wie einen „Schulversuch“ zulässt. Sollte ein Bischof ihre Tätigkeit verbieten, so will sie sich dem Verbot jedoch nicht beugen. „Ich sage ja nicht, dass mein Weg unbedingt richtig ist. Aber ohne dieses Faktum (gemeint: die Weihe – Anm.) würde sich nie etwas ändern.“
Auch von der Tatsache, dass sich viele ihrer ehemaligen Mitstreiter vom Projekt Frauenpriesterweihe distanzieren, verunsichert die Lehrerin nicht: viele stünden in kirchlichen Diensten und wären daher von der Kirche abhängig, meint sie.
mf
IM WORTLAUT
Kein Anlass für ein Verbot
Zu Medienberichten über die Frauenliturgie im Linzer Dom stellt die Diözese Linz klar:Bei der am 1. Juni 2002 im Linzer Dom gefeierten „Frauenliturgie“ handelte es sich nicht um eine Messfeier, sondern um einen von Frauen gestalteten Wortgottesdienst. Es gab dabei keinerlei Handlungen, die bei einer Messfeier dem Priester vorbehalten sind und es wurde von den Frauen auch keine liturgische Kleidung getragen.
Die vatikanische Gottesdienst-Kongregation hatte in ihrer Mitteilung an den Linzer Bischof für die liturgische Feier ein Verbot ausgesprochen für den Fall, dass es sich um eine „Zelebration“ (also um die Feier der Eucharistie) handeln würde. Da dies jedoch nicht der Fall war, bestand kein Anlass, diese „Frauenliturgie“ zu untersagen.
Dass Frauen zum gemeinsamen Gebet zusammenkommen ist ein besonderer Schatz des kirchlichen Lebens weltweit. Es sind vor allem Frauen, die vielerorts das Gebetsleben in den Kirchen tragen und pflegen. Der Vatikan scheint im Fall der „Frauenliturgie“ missverständlich im voraus informiert worden zu sein.