Ein Elektrorollstuhl, ein Beatmungsgerät und persönliche Assistentinnen machen für Franz-Joseph Huainigg das Leben möglich. Und doch – oder, wenn man ihn hört: auch deshalb – bezeichnet sich der Autor und Politiker als glücklich und möchte mit einem Buch anderen zum Glück verhelfen.
Ausgabe: 2016/10, Huainigg, Mut
08.03.2016 - Heinz Niederleitner
„Nur vier Stunden!“ So lange brauchte der heute 49-Jährige als Student dafür, sich trotz seiner Behinderung selbst anzuziehen. Das war die Voraussetzung dafür, eine eigene Wohnung zu beziehen. Er hat sie gemeistert. Solche Beispiele zeigen, wie Huainigg Probleme angeht: Als Herausforderungen, die mit Verstand, Offenheit, Gottvertrauen und Beharrlichkeit bewältigt werden können. Er habe erkannt, dass andere ihn unterstützen, aber nicht erlösen könnten, sagt der verheiratete Vater zweier Kinder. „Ein anderer kann mich nicht glücklich machen. Das kann nur ich selbst.“
Kein Jammern
Der Kärntner, der in Wien lebt, kam ohne Behinderung zur Welt. Nach einer Impfung als Baby waren die Beine gelähmt. Doch Huainigg gelang in einer Zeit, in der Integration praktisch unbekannt war, eine respektable Laufbahn: Matura, Studium, Job im Bildungsministerium, Familie, Buchautor, Nationalratsabgeordneter (ÖVP). Harte Rückschläge gab es auch: Die Lähmung griff auf die Hände und die Lunge über. Dazu kam eine Sehbeeinträchtigung. Huainigg ging die Rückschläge als Herausforderungen an. Er spricht von „positiver Unzufriedenheit“, die kein Jammern sei, sondern Motivation, um Ziele zu erreichen. Er könne zwar nicht selbstständig, sehr wohl aber selbstbestimmt leben, sagt er. Seine Assistentinnen seien seine Hände, Beine und Augen: „Sie sind keine Roboter, sondern großartige Menschen, mit denen ich gerne mein Leben teile und sehr von ihnen profitiere. Sie hoffentlich auch von mir.“ Wer sein Buch liest, kann sich gut vorstellen, dass letzteres mehr als eine Hoffnung ist.
- Buchtipp: F.-J. Huainigg: „Mit Mut zum Glück. Das Leben wagen.“ 175 S. Ueberreuter-Verlag.