Pünktlich um 18 Uhr legt Marc los. An der Kinderzimmertür hängt dann das Schild „on air“. Das signalisiert, dass ihn jetzt niemand stören darf. Drinnen verwandelt sich der 13-jährige Schüler in den jüngsten Radiomacher des Landes. Seit zwei Monaten betreibt Marc „Radio Nöstlbach“. Zur vollen und zur halben Stunde gibt es einen Infoblock. Das Programm besteht aus Wetter, Verkehrsmeldungen, lokalen News und Chronik-Berichten aus ganz Österreich. „Mord- und Totschlagmeldungen bringe ich besonders gern. Da tut sich jetzt gerade in Wien sehr viel“, erzählt Marc. Die Infos bezieht er aus Internet-Portalen und Zeitungen. Zwischen den Nachrichten spielt Marc Musik. Nicht nur aus den aktuellen Charts, sondern auch aus den 1980er-Jahren („Das hört meine Oma gern“).
Internet-Radio
Empfangen werden kann Radio Nöstlbach nur online. Dafür ist „myradiostream“ zuständig. Die Plattform sorgt für die Verbreitung und dafür, dass rechtlich alles einwandfrei läuft. Bis zu 50 Hörer/innen gleichzeitig hören Radio Nöstlbach. Wer neben seinem Freundeskreis noch einschaltet, weiß der Schüler nicht genau. Nur so viel: „Die Oma hört sicher zu und eine meiner Lehrerinnen interessiert sich auch für meinen Sender.“ An der Neuen Mittelschule in Neuhofen an der Krems kennen zumindest ein paar „Radio Nöstlbach“ vom Hörensagen. Marc empfängt in seinen Radiosendungen regelmäßig Gäste. Burschen aus den Nachbarschaft, Freunde und seine Schwester Lina treten bei Radio Nöstlbach mit Marc in den Dialog. Mit der siebenjährigen Schwester gestaltet er die Programmschiene „Abendfragen“. Über Gott und die Welt, Ernährung und Schule plaudern die beiden sonntags von 19 bis 21 Uhr. Die Belohnung für Lina: Sie darf nach der Sendung in Marcs Zimmer übernachten.
Traumjob Radio
Für die Zukunft hat sich Marc viel vorgenommen: Er möchte die Hörerzahl auf 250 steigern. Dafür macht er im Supermarkt mit Werbekarten auf seinen Sender aufmerksam. Der junge Radiomacher, der davon träumt, eines Tages für Ö3 zu arbeiten, werkt bereits jetzt mit professioneller Ausstattung. Marcs Kinderzimmer ähnelt einem echten Radiostudio. „Ich habe viel von meinem Taschengeld investiert“, sagt Marc. Reichlich Zeit steckt ebenfalls in dem Projekt. Am Wochenende kommt es gelegentlich vor, dass Marc neun Stunden am Stück sendet. Die Schule leidet darunter jedoch nicht, wie er betont. So steht sein Hobby nicht in Frage. Gott sei Dank, denn: „Das wäre die größte Bestrafung für mich, wenn ich einmal nicht mehr Radio machen dürfte.“
Marcs Radio: radionoestlbach.jimdo.com