In ihrem Freundeskreis gilt sie als Mitglied des "katholischen Vereins". Das ist gut bei Taufen und Beerdigungen. Nicht so gut aber im Falle des Kirchenbeitrags. Ein Unter uns von KirchenZeitungs-Redakteurin Elisabeth Leitner.
Ausgabe: 2016/11
16.03.2016 - Elisabeth Leitner
Diese großspurige Ansage muss ich gleich zurücknehmen. Bei näherem Hinsehen muss ich gestehen: Eigentlich bin nicht ich es, die gefragt ist, sondern Kirche. Überraschenderweise gibt es doch – auch für Kirchenfernstehende – viele Anknüpfungspunkte mit Kirche, wenn es im Leben etwas zu feiern oder zu betrauern gibt. Im Konkreten ist es nämlich so: Irgendwo auf der Welt wird jemand getauft. Dann werde ich gefragt, ob es dazu Unterlagen gibt, etwa Texte und Fürbitten, und ich darf wortreich erklären, warum die Feier nicht auf hoher See, nicht in einer schicken Location, sondern in der Pfarrkirche stattzufinden hat. Es kann aber auch sein, dass der Freund einer ehemaligen Nachbarin stirbt, die Arbeitskollegin eines Bekannten heiratet oder irgendwo eine goldene Hochzeit ansteht: Ich werde dann sofort kontaktiert, denn ich habe ja sämtliche Texte für Begräbnisfeiern, Hochzeiten und Taufen im Wohnzimmer herumliegen. In meiner Funktion als „Gstudierte“, als Kirchenfrau, als eine, die sich bei diesem katholischen Verein auskennt, erlebe ich ein Alleinstellungsmerkmal, das ich mir sonst oft wünschen würde. In einem Punkt kann ich als Kirche allerdings nicht weiterhelfen: Wenn die Leute bei mir gleich noch ihren Kirchenbeitrag bezahlen wollen – oder eben nicht mehr. Da fühle ich mich glatt überfragt!