In einer Krise aufgefangen werden, ist die Idee eines noch relativ jungen Projektes der Caritas der Diözese Linz: „Krisenwohnen“ kann derzeit drei Wohnungen in Linz für bis zu einem halben Jahr zur Verfügung stellen. Projektleiterin Michaela Haunold berichtet von sehr schönen Erfolgen.
Ausgabe: 2016/12, Krise, Caritas, Haussammlung
22.03.2016 - Ernst Gansinger
Ein 45-jähriger Gast der Caritas-Wärmestube – er war seit zehn Jahren obdachlos – schlitterte in eine schwere Krise. Die Sozialarbeiter konnten ihn in eine der Krisenwohnungen vermitteln. Sechs Monate später stand er auf eigenen Füßen. Ein Paar wartete nach dem Entzug in der Krisenwohnung auf einen Therapieplatz. Für eine ältere schwer krebskranke Frau war die Aufnahme in der Krisenwohnung nahe dem behandelnden Krankenhaus ein Segen. Nach einiger Zeit hat sie Platz im Betreubaren Wohnen bekommen. Immer wieder erhalten Frauen mit Kindern ein „Krisen-Dach“ überm Kopf.
Stabilisieren
Michaela Haunold schildert das Konzept: „Wir schauen, dass sich die Menschen stabilisieren und dann selbstständig wohnen können. Oder aber es ist wichtig, eine Wohnadresse zu haben, um – wie das Pärchen – eine Therapie zu bekommen.“ Die Krisenwohnung ist da eine große Stütze. Miete und Betriebskosten sind niedrig. In der Zeit, in der jemand in der Krisenwohnung Unterkunft hat, soll er bzw. sie sich fürs spätere selbstständige Wohnen etwas ansparen können. Die Krisenwohnungen werden aus Spendengeldern finanziert. Die Haussammlung, die zu Ostern startet, hilft unter anderem diesem Projekt.
Niederschwellige Angebote
Der Bedarf an Krisenwohnungen ist größer als das Angebot. In Linz fehlen zudem niederschwelligere Angebote. Es gibt Menschen, die in den bestehenden Quartieren keinen Platz haben. Es sind Menschen, die schon lange auf der Straße leben und sich keiner Hausordnung, wie zum Beispiel jener der Krisenwohnung, unterordnen können. Auch wiederholt stark Betrunkene und Menschen, die gewalttätig sind, finden keine Aufnahme mehr in den Einrichtungen. Zudem bräuchte es eine Familiennotschlafstelle, sagt Haunold. „Wir müssen da noch viel nachdenken und leicht zugängige Angebote schaffen.“
Gute Erfolge
Die Krisenwohnungen sind höherschwellige Angebote für Obdachlose. Diese müssen zum Beispiel eine Betreuungsvereinbarung unterschreiben und einmal in der Woche mit ihrer Sozialarbeiterin reden. Die Erfolge können sich sehen lassen: Fast alle Bewohner/innen wurden gut weitervermittelt. Zum Beispiel auch ein Wärmestube-Kunde, der von Tag zu Tag mehr und mehr verfallen ist. Er wurde in der Krisenwohnung aufgenommen und konnte aus dieser schon zwei Monate später ausziehen. Nun ist er stabil, hat eine Freundin und eine Arbeit.
Caritas-Haussammlung
„Wir gehen für Menschen in Not in Oberösterreich“ sagen die vielen ehrenamtliche Caritas-Haussammler/innen, die im April um eine Spende bitten.
450.000 Menschen sind in Österreich akut von Armut betroffen; 1,2 Millionen sind armutsgefährdet. Besonders gefährdet, arm zu werden, sind Alleinerzieher/innen und Familien. Jeder dritte Ein-Eltern-Haushalt und mehr als jeder vierte Mehrpersonenhaushalt mit mindestens drei Kindern ist von Armut betroffen. Vielen tausend von ihnen kann die Caritas helfen.