Wenn in London zwei Leute zusammentreffen, fangen sie schon an, eine Schlange zu bilden. Das wäre auch bei uns sehr angenehm, meint KiZ-Redakeur Josef Wallner in seinem "Unter Uns".
Ausgabe: 2016/13
30.03.2016 - Josef Wallner
Die Bäckereien am Linzer Hauptbahnhof sind in der Früh stets umlagert. Schulkinder kaufen sich eine Jause, Erwachsene noch rasch einen Kaffee – schnell muss es gehen. Die Hektik liegt in der Luft. Darf man direkt an die Theke gehen, wenn ein Platz frei ist, oder soll man sich besser doch hinter einem der Wartenden anstellen? Wer ist der Nächste? – Für den Bruchteil einer Sekunde Schweigen. Bin ich es oder doch die Frau links neben mir oder der Schüler zu meiner Rechten? Man beginnt zu reden, schließlich will man die Partie nicht aufhalten. Da kann es dann schon einmal passieren, dass jemand zischt: „Sie sind jetzt aber noch nicht dran, wir müssen uns auch anstellen.“ Tagaus, tagein, jahraus, jahrein sorgt die Masse der Kaufwilligen für Stress, keinen großen, aber doch für Stress. Ich frage mich manchmal, warum wir als Masse nicht lernfähig sind. Immer dasselbe Problem und doch wird täglich alles dem Zufall überlassen. Gerade von einem Wochenende aus London zurückgekehrt, ist mir das wieder besonders bewusst geworden. Wenn dort zwei Leute zusammentreffen, fangen sie schon an, eine Schlange zu bilden, und bei 15 funktioniert das ebenso. Was auch der Grund für das so andere Verhalten dort sein mag, angenehm ist es auf jeden Fall.