„Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“, fragt Elisabet und bekennt darin das Kind der Maria als den Sohn des Höchsten, als den Menschen, in dem Gott Mensch wird.Kann Gott etwas werden?
Gott existiert als der Ewige und Unveränderliche jenseits von Raum und Zeit. Das steht für eine christliche Gotteslehre außer Frage. Weihnachten mutet uns das Geheimnis zu, dass dieser ewige und unveränderliche Gott in Raum und Zeit etwas werden kann – in seiner Schöpfung, die ihm in unendlicher Differenz gegenüber steht. „Der an sich selbst Unveränderliche kann selber am anderen veränderlich sein“, benennt Karl Rahner dieses Geheimnis. Durchschauen lässt es sich nicht: Die Unveränderlichkeit Gottes in sich und sein Werden-Können in seiner Schöpfung bleiben dem Denken unversöhnt. Die Möglichkeit zeigt sich allein dem Glauben in der Tatsächlichkeit der Menschwerdung.
Was bedeutet das für das Menschsein?
Wenn Gott sich selbst aussagt am anderen, wenn er sich selbst entäußert, wenn er „im Setzen des entsprungenen Anderen selbst das Entsprungene wird“, dann ist das, was wird, gerade der Mensch Jesus, der Sohn der Maria. Die Schöpfung ist also gleichsam – wiederum in den Worten Karl Rahners – die „Grammatik einer möglichen Selbstaussage Gottes“. So offenbart Weihnachten auch das tiefste Geheimnis des menschlichen Wesens.
Vergöttlichung der Schöpfung?
Wenn Gott selbst in seiner Schöpfung wird, dann verliert sich diese nicht wie ein Tropfen oder eine Welle im unendlichen Meer des Göttlichen, sondern Gott nimmt seine Schöpfung gerade als das Andere, das er sich in unendlicher Differenz gegenüber gesetzt hat, in sein Leben hinein, in die Fülle der göttlichen Beziehungen. In der Vergöttlichung der Schöpfung wird diese in ihre geschöpfliche Eigenständigkeit gesetzt. Das bekennen wir als das Geheimnis von Weihnachten, wenn wir sagen, dass Gott Mensch wird.
Zum Weiterdenken
- Weihnachten – das Fest der gewinnenden Zuwendung Gottes zur Welt. Zumindest für ein paar Stunden verändert der Zauber dieses Festes unsere Herzen und unsere Augen. Nicht zuletzt vermittels dem Christbaum: Wenn das Immergrün des Baums an unsere Hoffnung rührt. Wenn das Licht der Kerzen die Welt in uns und um uns in ein neues Licht kleidet, das das Gute zu Tage bringt. Wenn die Kugeln in der Tradition der roten Äpfel am ursprünglichen „Paradiesbaum“ in uns das Vertrauen stärken, dass das Leben umfangen ist von der Liebeszuwendung Gottes zur Welt. Öffnen wir uns diesem Zauber der Weihnacht: beim Schmücken des Baums, bei der Feier um den Christbaum . . .