Gott und der Urknall, die Erschaffung der Welt, wie sie die Bibel erzählt, und die Evolutionstheorie von Charles Darwin – das Verhältnis von Schöpfung und Naturwissenschaft ist spannend und bleibt herausfordernd.
Nachts in der Wüste ist der Sternenhimmel unvergleichlich schön und es fällt vielen leicht, in die Worte des Psalms 104 einzustimmen: „Herr, mein Gott, wie groß bist du. ... Herr, wie zahlreich sind deine Werke, mit Weisheit hast du sie alle gemacht ...“ Aber wie passt das Staunen über Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, wie es im apostolischen Glaubensbekenntnis heißt, zu den stets neuen Entdeckungen in Astronomie, Physik oder Biologie? Auf den ersten Blick stehen die harten Fakten der Wissenschaft, die messbar und zählbar sind, unvereinbar den Überzeugungen des Glaubens gegenüber. Konfliktfelder zwischen Wissenschaft und Glaube gibt es genug, eines davon ist die Evolutionstheorie. Von Charles Darwin in seinem Hauptwerk „Vom Ursprung der Arten“ 1859 grundgelegt ist sie inzwischen in der Biologie unstrittig. Einwände gegen die Evolutionstheorie kommen vor allem von angeblich bibeltreuen protestantischen Fundamentalisten, aber auch von Katholiken und besonders von Muslimen. In den USA betrachten rund 40 Prozent die Evolutionstheorie als falsch, in der Türkei lehnt sie über 50 Prozent der Bevölkerung ab, in Europa dagegen stimmen ihr 60, in Japan sogar über 80 Prozent zu.
Gegen die Wissenschaft ist ein Irrweg
Die Entstehung und Entwicklung des Universums könne nicht ein zufälliger Prozess sein, sondern es gehe direkt auf Gott zurück (Kreationismus) oder zumindest auf einen intelligenten Plan („intelligent design“), den er allem eingegeben hat, so die Gegner der Evolutionstheorie. Doch die Wissenschaft hat für die scheinbaren Entwicklungssprünge in der Natur längst Antworten gefunden. „Der Weg, unseren Glauben gegen die Wissenschaft zu sichern, ist ein Irrweg“, warnt Hansjörg Hemminger, Verhaltenswissenschafter und Beauftragter für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Die Evolution passt seiner Meinung nach in mancher Hinsicht sogar besser zum Schöpfungsglauben als der Kreationismus und „intelligent design“. So kann zum Beispiel durch die Evolution gezeigt werden, dass die Menschen als Geschöpfe Gottes bedeutsam sind: „Wir kommen her von den ersten sich fortpflanzenden Molekülen der Ur-Erde, von den Einzellern in den alten Ozeanen, von den ersten Linsenaugen der Fische und den fünf Fingern an den Gliedmaßen der Amphibien, bis hin zur Fürsorge einer Säugetiermutter für ihr Junges und der Rangordnung einer Horde von urtümlichen Menschenaffen (...) in unseren Adern fließt noch immer der Ozean, aus dem die ersten Landtiere stiegen ... Im Menschen ist die ganze Schöpfung gegenwärtig. Wenn Gott den Menschen als Gegenüber anspricht, wandelt sich die Natur zum Gesprächspartner Gottes. ... Im Menschen wird die ganze Natur unfassbar wichtig, denn sie redet mit Gott.“ Das spannende Heft von „Welt und Umwelt der Bibel“ (2/2016) über die Schöpfung in Auseinandersetzung mit den Naturwissenschaften ist im Linzer Bibelwerk zu beziehen: E-Mail: bibelwerk@dioezese-linz.at, € 11,30 (portofrei).