Nach zwei Bischofssynoden zum Thema Familie liegen die verbindlichen Ausführungen von Papst Franziskus zu diesem Thema vor. Kommentar von Heinz Niederleitner.
Ausgabe: 2016/15, Kommentar, Familie, Freiraum
12.04.2016 - Heinz Niederleitner
Auch wenn sich an der Lehre nichts geändert hat, ist das Schreiben „Amoris laetitia“ (Freude der Liebe) ein großer Schritt im Umgang der Kirche mit dem Thema.
Die Tendenz ist: Weg von einer rigiden Moral, die sich zwar an einem zweifellos anstrebenswerten und guten Ideal orientiert, aber alles andere nur negativ sieht; hin zu einer positiven Sicht, die auch das viele Gute auch im Unvollkommenen anerkennen kann, ohne die Defizite zu ignorieren.
Schade wäre es aber, wenn „Amoris laetitia“ nur auf die heißen Eisen reduziert würde. Der Text bietet von Anmerkungen zur Kindererziehung bis zum Umgang von Partnern miteinander viel Richtiges und Wichtiges. Viele Familien auf dieser Welt haben noch ganz andere Probleme als den Kommunionempfang in sogenannten „irregulären Situationen“. Die Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens – also auch des Glaubenslebens der Familie. Das setzt voraus, dass Familie im Alltag gelebt werden kann. Denn es sind nicht nur Armut und Migration, die Familien unter Druck setzen. Es ist bei uns oft Arbeitsbelastung und Zeitknappheit, die das Familienleben schwierig machen. Der Familie ihre Entfaltungsmöglichkeit zu sichern, ist deshalb die zentrale politische Botschaft von „Amoris laetitia“.