Wien. Linz. Krumau. Werke von Egon Schiele sind zur Zeit an vielen Orten zu sehen. Diese Woche zeigen wir passend zu den zahlreichen Ausstellungen ein Ölgemälde des Künstlers: das Bildnis von Trude Engel. Egon Schiele schuf dieses Werk im Jahr 1915 und bezahlte damit seinen Zahnarzt. Geld war beim ihm Mangelware.
Die aus einer Wiener Zahnarztfamilie stammende Trude Engel ist noch ein junges Mädchen, als sie Schiele porträtiert. Er malt sie als Vamp – auratisch von einer feuerroten Form umgeben, mit schwarzem, langem, ungebändigtem Haar, der Mund ein wenig geöffnet. Trude kann sich nicht mit dieser Darstellung identifizieren. Sie zerstört das Bild mit Messerstichen, die man noch, trotz Restaurierung, in der Stirnpartie der Dargestellten erkennen kann.
Dr. Fritz Engel, der in London lebende Bruder von Trude, schrieb in seinem Brief vom 25. 8. 1991 an die Neue Galerie der Stadt Linz: „Ich erkannte meine Schwester sogleich, wegen ihrer Augen ... Meine Schwester hatte niemals schwarzes Haar. Es war kastanienbraun. Da das Bild ... keinerlei sonstige Ähnlichkeit mit meiner hübschen Schwester hatte, ergriff sie, in einem Ausbruch des Zorns, ein Messer und vollführte einen langen Schnitt durch die Leinwand des Bildes. Dieser Schnitt wurde nachher repariert ... Was das richtige Datum anlangt, nehme ich an dass dasselbe im Jahr 1915 gemalt wurde, zu einer Zeit als ich als 17 jähriger Soldat Militärdienst leistete und daher das Bild niemals zu sehen bekam. Mein Vater, Dr. Hermann Engel, war Schieles Zahnarzt. Schiele konnte keinerlei Honorar bezahlen und mein Vater akceptierte an dessen Stelle sechs Oelgemälde von ihm. Mein Vater hatte kein Verständnis für seine Werke und wollte sie nicht in seinem Hause aufbewahren. Er verschenkte alle während des Weltkriegs.“
Ausstellungstipps:
Linz: Das Bildnis von Trude Engel ist im großen Saal des Lentos zu sehen (zur Zeit verbilligter Eintritt: Euro 2,–).„Klimt, Schiele, Kokoschka, Kubin”: Graphiken aus einer österreichischen Privatsammlung im Schlossmuseum Linz.Krumau: Egon Schiele Zentrum, drei Arbeiten von Egon Schiele aus der Sammlung der Mährischen Galerie in BrünnWien: Leopold-Museum, Schiele – Landschaften.