Der Rosenkranz ist ein altes Gebet der Kirche. In der Gegenreformation war er Mittel der Rekatholisierung. Vor allem ältere Menschen beten ihn heute.
Dreiundfünfzig Ave-Marias, sechsmal das Vaterunser: Von der Struktur her ist der Rosenkranz ein einfaches Gebet, die Finger gleiten bei geübten Beter/innen wie von selbst von einer Kugel zur nächsten. Seit Jahrhunderten wird er in der Kirche gebetet. Entwickelt hat sich der Rosenkranz aus mönchisch-marianischer Frömmigkeit im 13. Jahrhundert. Der Legende nach habe Maria selbst dem hl. Dominikus den Rosenkranz für den Kampf gegen die ketzerischen Albigenser geschenkt. Auch wenn das nicht stimmt, so stand doch von Anfang an der Rosenkranz unter dem Signum der „Waffe“ im Glaubenskampf.
Gegen die Reformation
Waren die Albigenser (oder Katharer) eine verhältismäßig kurze Bedrohung katholischer Vorherrschaft in Europa, so stellte die Reformation für Rom eine ernsthafte Gefahr dar: Ganze Landstriche fielen vom „wahren Glauben“ ab und wurden lutherisch – auch in Oberösterreich. Neben den vom erzkatholischen Hause Habsburg eifrig durchgeführten Maßnahmen ging die römische Kirche erst im Konzil von Trient in sich, um in einer großen Offensive, der Gegenreformation wieder Land gutzumachen. Neben barockem Prunk in Kirchen und Gottesdiensten und neuer Frömmigkeit griffen die Gegenreformatoren auf den Rosenkranz zurück.Einer, der sich in der Gegenreformation besonders hervorgetan hatte, war der aus Schwaben stammende Joachim Enzmilner. Seine Tätigkeit trug ihm nicht nur reichen Gewinn ein, mit dem er sich die Herrschaft Windhaag bei Perg kaufte, sondern auch das Wohlwollen des habsburgischen Kaisers, der ihn erst zum Baron, gegen Ende seines Lebens zum Grafen von und zu Windhaag machte. 1652 führte ein Dominikanerbruder auf Veranlassung Enzmilners die Erzbruderschaft des heiligen Rosenkranzes in Münzbach ein. Diese Vereinigung war 1637 gegründet worden und stand ganz im Zeichen der Rekatholisierung. Die Dominikaner fassten in Münzbach Fuß und gründeten 1664 ein Kloster, gestiftet von Enzmilner. Den Münzbacher Dominikanern oblag die Betreuung der neuen Rosenkranzbruderschaft. Noch zu Lebzeiten ließ sich Enzmilner, jetzt Graf von Münzbach, eine Grabplatte in Münzbach errichten, die heute im Kircheninneren noch zu sehen ist: Der Graf ist abgebildet mit dem Rosenkranz in seinen Händen. Die Rosenkranzbruderschaft überlebte ihren Förderer und gedieh. Ein Jahrhundert später umfassten die Aufzeichnungen nicht weniger als 44.058 Personen, die der Bruderschaft angehörten. Die Bruderschaft bestand, so lange das Dominikanerkloster für die Betreuung Rechnung tragen konnte. Nach der Aufhebung des Klosters 1784 zerfiel dann auch die Bruderschaft.
In der Aufklärung verpönt
Papst Leo XIII. erhob im 19. Jahrhundert den Oktober zum Rosenkranzmonat und schuf das Rosenkranzfest am 7. Oktober in Erinnerung an die 1571 gewonnene Seeschlacht des Don Juan d’Austria bei Lepanto über die Türken. Der Rosenkranz wurde damit wieder in einen kriegerischen Zusammenhang gestellt, nachdem er in der Aufklärung der abergläubischen Volksfrömmigkeit zugerechnet wurde. Auch Papst Johannes Paul II. progagiert das Rosenkranzgebet. Doch es sind vor allem ältere Menschen, die aus dem Rosenkranzgebet Kraft schöpfen. Die Wiederbelebung der Bruderschaft in Münzbach im 20. Jahrhundert scheiterte zwar, doch nicht wenige Mümbacher/innen sind heute noch am Rosenkranz-Sühnekreuzzug beteiligt. Mit täglichem Rosenkranzgebet im Oktober lebt etwas von der Tradition fort.