Ein Mönchsleben beginnt bei der Madonna und endet auch dort: Im Kreuzgang des Stiftes findet sich eine gotische Marienskulptur, die als „Schlierbacher Madonna“ bekannt ist.
Wenn ein Schlierbacher Ordensmann in der barocken Stiftskirche im Kreis der Mitbrüder, Verwandten und Freunde seine ewige Profess ablegt, dann endet die Feier bei der Schlierbacher Madonna mit dem Gesang des Salve Regina – des Marienlobs der Kirche. Es fängt mit den Worten an: „Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit“.
Ein Mönchsleben beginnt bei der Madonna und endet auch dort. Die verstorbenen Zisterzienser werden zu Füßen der Madonna aufgebahrt und die Begräbnisfeier beginnt im Kreuzgang wiederum mit dem Salve Regina. „Unsere Schlierbacher Madonna umschließt das Leben der Mönche, sie ist zu unserer Hausmutter geworden“, sagt Abt P. Nikolaus Thiel. Auch die Feier seiner Abtbenediktion wird am Pfingstsonntag bei der Madonna ihren Abschluss finden. „Wir gehen mehrmals täglich dort vorbei, sie steht in der Nähe zur Kirche und zum Speisesaal. Sie gehört in die Mitte unseres Lebens.“ Nicht so sehr die gotische Statue ist gemeint, sondern sie erinnert an die Bedeutung Mariens für das geistliche Leben der Zisterzienser. Der gesamte Orden ist marianisch geprägt. Jede Ordenskirche ist „Maria Himmelfahrt“ geweiht und der Ordensvater Bernhard von Clairvaux wird in der Tradition „Doctor marianus“ genannt. Seine Marienpredigten werden heute als Meisterwerke der Marienverehrung geschätzt. Auch der letzte Vers der Antiphon „Salve Regina“ soll aus Bernhards Feder stammen.
Aus der Kunstgeschichte Die Schlierbacher Madonna – in Kleidung und Haartracht des 14. Jahrhunderts – hält in der einen Hand das Jesuskind, in der anderen eine Traube, ein Symbol der Fruchtbarkeit und Gnade. Kunsthistoriker vermuten, dass die Schlierbacher Madonna zwischen 1355 und 1360 vom Minoritenmeister in Wien geschaffen wurde.