Familie Schmidberger: Die Ehrenämter der Eltern spüren auch die Kinder.
Natürlich spricht Wilhelm Busch Ehrenamtlichen auch aus der Seele, wenn er schreibt: �Willst du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben. Willst du nicht zu früh ins Grab, lehne jedes Amt gleich ab.� Gott sei Dank halten sich viele nicht an den Rat von Busch. Aufgaben wie Rettungswesen oder Feuerwehr wären für den Staat ohne Freiwillige in der gewohnt hohen Qualität unfinanzierbar. Auch die Kirche würde ohne ehrenamtliche Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder zusammenbrechen. Die Ehrenamtlichen sind der wirkliche Kirchenschatz und keine Lückenbüßer für die schwindende Zahl von Priestern und die auch teilweise fehlenden Hauptamtlichen. Zu Recht wird den Ehrenamtlichen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Fast zeitgleich sind Bücher und Behelfe für die Begleitung Ehrenamtlicher erschienen: in der katholischen Kirche Deutschlands, der evangelischen Kirche Österreichs und in der Diözese Linz.
Neuer Job dank Ehrenamt
Mario Schmidberger über seinen Einsatz für Pfarre und Feuerwehr
Mario Schmidberger ist ein Ehrenamtlicher von der Pike auf: vom Ministranten zum Pfarrgemeinderats-Vorsitzenden von Fischlham. Vom Feuerwehrjugendlichen zum Zugskommandanten
Der 29-jährige Bäckermeister und Vater zweier Kinder könnte sich ein Leben ohne Engagement für die Gemeinschaft nicht vorstellen. Auch seine Frau Sabine nicht � trotz allem.
KIZ: Warum sind Sie in der Pfarre engagiert?
Schmidberger: Ich war Ministrant und habe das sehr gerne gemacht. Ich bin in die Pfarrarbeit dann einfach hineingewachsen. Ein Rad griff in das andere: Ich übernehme gerne Verantwortung, mir taugt das Organisieren und ich freue mich, wenn etwas klappt.
Wie haben Sie von Ihrem ehrenamtlichen Einsatz profitiert, wie profitieren Sie noch immer?
Ich muss klar sagen: Ohne meine Erfahrungen in der Pfarre wäre ich heute beruflich nicht in dieser Position, die ich innehabe. Ich leite eine Bäckerei-Abteilung mit fünfzehn Mitarbeiter/innen in einem großen Einkaufsmarkt. Die Lernprozesse in der Pfarre sind immer im Hintergrund abgelaufen, man macht jene Schulung mit und diese Fortbildung. Im Laufe der Jahre eignet man sich doch eine Reihe von Fähigkeiten an wie Gruppenleitung, Umgang mit Mitarbeiter/innen.
Wie bringen Sie Ihren Einsatz mit der Familie unter einen Hut?
Oft entsteht schon eine große Hektik. Vor der Erstellung des Terminkalenders für das ganze Jahr fürchte ich mich immer. Doch es wäre für mich undenkbar, nicht engagiert zu sein.
Sabine Schmidberger pflichtet ihrem Mann bei. Die beiden haben sich bei der Katholischen Jungschar kennen gelernt und sie erinnert sich gerne an das gemeinsame Engagement. Frau Schmidberger ist Mitglied des Musikvereins in Steinerkirchen: �Zum Florianfest gibt es jährlich Diskussionen�, meint sie lächelnd: �Mario sollte bei der Feuerwehr sein, ich bei der Musik und die beiden Kinder können wir auch nicht alleine lassen.� Für Frau Schmidberger ist außerdem das Beziehungsnetz wichtig, das durch die Mitgliedschaft bei einer Gruppe entsteht.
Bereichert der Einsatz für das Ehrenamt auch Ihren persönlichen Glauben?
Wenn man sich einsetzt, trägt man den Glauben in das normale Leben hinein. Und verschiedene Aktionen wie Jungscharlager oder Pfarrgemeinderatsklausuren sind Tankstellen.
Was erwarten Sie sich von der Kirche an Unterstützung für das ehrenamtliche Engagement?
Es gibt ein breites Schulungsangebot für Pfarrgemeinderäte, es gibt Versicherungen � vieles nimmt man schon als selbstverständlich. Diese Unterstützung ist wichtig, einen konkreten zusätzlichen Wunsch habe ich zur Zeit nicht.
Zur Sache
Leitfaden: Ehrenamtliche begleiten
Das Ehrenamt hat sich verändert. Menschen, die sich engagieren möchten, stellen auch bestimmte Anforderungen. Das Wissen über das aktuelle Ehrenamt liegt jetzt im neuen Behelf der Katholischen Kirche in Oberösterreich (Sachgebiet Ehrenamt) vor. 13 praktische Tipps zur Gewinnung Ehrenamtlicher sind darin ebenso zu finden wie der theoretische Hintergrund der Situation Ehrenamtlicher. All jenen, die mit Ehrenamtlichen arbeiten, ist dieser Behelf eine große Hilfe.
�EHRENAMTliche begleiten und leiten� ist erhältlich im Behelfsdienst des Pastoralamtes, E 12,50 (ab 5 Stück Euro 11,50). Bestellung: Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz, Tel. 0732/76 10-38 13;E-Mail: behelfsdienst@dioezese-linz.at
Kirche und das neue Ehrenamt
Pfarr-Impuls
Die Veränderungen, die in den letzten Jahren im Bereich der freiwilligen Mitarbeit in allen Bereichen der Gesellschaft vor sich gegangen sind, werden mit dem Begriff �Neues Ehrenamt� beschrieben. Bedeutete das klassische Ehrenamt im Normalfall eine oft jahrzehntelange Bindung mit einer großen Identität zu den Organisationen, denen man angehörte, zeichnet das neue Ehrenamt häufig einen zeitlich begrenzten Einsatz aus.Weiters muss ein klar erkennbarer Nutzen für die Ehrenamtlichen deutlich werden und großer Wert wird auf die Arbeit im Team gelegt. �Diesen Entwicklungen kann sich Kirche nicht entziehen�, erklärt Mag. Hans Putz vom Referat für Pfarrgemeinderäte. Eine Kirche ohne Ehrenamtliche ist undenkbar. Es gibt allein 9.000 Pfarrgemeinderäte, insgesamt arbeiten rund 60.000 Menschen � so eine Schätzung � in den Pfarren und Organisationen der Diözese mit. �Die Ehrenamtlichen in der Kirche werden mehr. Dieser Einsatz ist im Sinn des 2. Vatikanischen Konzils, dass Christen Verantwortung übernehmen�, so Putz. �Die Anforderungen an die hauptamtlichen Mitarbeiter in den Pfarren werden natürlich durch das neue Ehrenamt deutlich höher. Putz: �Interessant ist der Nutzen, den zunehmend Menschen aus ihrer Mitarbeit in der Pfarre erwarten: Sie haben ein großes Bedürfnis nach Sinn und Spiritualität.�
Eine weitere Hilfe für die Begleitung Ehrenamtlicher ist das Buch: Kirche lebt. Mit uns. Ehrenamtliches Laienengagement aus Gottes Kraft. Hg. von H.-G. Hunstig, M. Bogner, M. Ebertz, Düsseldorf: 2004, Euro 12,70, 192 Seiten.