Der bisherige Wirtschaftsleiter des Stiftes Reichersberg, Werner Thanecker, wurde am 16. Februar 2005 zum 73. Propst der Augustiner Chorherren Gemeinschaft am Inn gewählt.
Bereits im ersten Wahlgang – nach kaum einer halben Stunde – war die Sache entschieden: Die Chorherren von Reichersberg wählten den 42-jährigen Werner Thanecker zum neuen Propst von Reichersberg. Er folgt Propst Eberhard Vollnhofer nach, der das Stift seit 1980 leitete und zu seinem 70. Geburtstag zurückgetreten ist. Thanecker gehörte als Rentmeister zu den engsten Mitarbeitern von Propst Vollnhofer und seine Wahl ist ein deutliches Zeichen der Kontinuität. „Den eingeschlagenen Weg weitergehen zu wollen“ – diese Ankündigung des neuen Propstes ist daher keine höfliche Floskel dem Vorgänger gegenüber, sondern ernst gemeintes Programm.
Schwerpunkt Seelsorge
„Die Seelsorge in unterschiedlichen Formen bleibt Schwerpunkt unseres Klosters“, erklärt Thanecker. Von den elf Pfarren, die dem Stift Reichersberg inkorporiert sind, liegen sieben in der Erzdiözese Wien, mehr als 300 Kilometer vom Stift entfernt. „Diese Zweiteilung gehört zur 850-jährigen Geschichte unsres Hauses und wird auch so bleiben“ unterstreicht Thanecker. „Für Gott, die Brüder und die Menschen mit brennendem Herzen“ hat sich der neue Propst als Leitwort gewählt. Die Formulierung „des brennenden Herzens“ erinnert an den heiligen Augustinus, nach dessen Gemeinschaftsregel die Reichersberger Chorherren leben. Der Bischof wird in der christlichen Kunst häufig mit einem brennenden Herzen in der Hand dargestellt. „Ich nehme die Verantwortung an, die die Mitbrüder mir zumuten. Ich hoffe, dass der liebe Gott mir die Kraft und Weisheit gibt, die Aufgaben gut zu erfüllen“, so Thanecker.
Alt-Propst zieht Bilanz
In den kommenden Wochen stehen im Stift mit der Neukonstituierung des Kapitelrates weitere Entscheidungen an, vor allem muss Thanecker einen neuen Rentmeister bestellen. Wie weit er sich selbst aus Gremien wie vomVorsitz des Tourismusverbandes zurückzieht, lässt er noch offen. Alt-Propst Vollnhofer ist erleichtert: Die Verantwortung für Personelles war nicht immer einfach. Dass das Stift wirtschaftlich gut dasteht, verdanke man der Nähe des bayerischen Bäderdreiecks und den hervorragenden Rentmeistern der letzten Jahrzehnte, freut sich der Alt-Propst. Er wird weiterhin Gefangenenseelsorger in Suben bleiben und im Stift wohnen, in das er vor genau 50 Jahren eingetreten ist.