„Die aktuellen Fluchtbewegungen zwingen, Barmherzigkeit und Solidarität neu zu sehen“, sagte der 1990 als bulgarischer Flüchtling nach Österreich gekommene Schriftsteller Dimitré Dinev beim Lange Nacht-Gespräch in der Kirche der Barmherzigen Brüder. Zuvor hatte er aus seinen Werken gelesen. Es gelte, „den Blick hin zur Barmherzigkeit und weg von den Konflikten zu lenken“, so Dinev. Bischof Manfred Scheuer definierte Barmherzigkeit in Anlehnung an den Philosophen Emmanuel Levinas als den „Blick der anderen, der uns in die unmittelbare Verantwortung ruft: Da muss ich helfen“. Bischof Scheuer warnte davor, grundlegende Rechte, wie etwa das Recht auf Leben und Asyl, als Akte der Barmherzigkeit und nicht als Rechte zu sehen. Diese Rechte zu gewährleisten, forderte er vom Sozialstaat ein. Er sprach sich außerdem gegen das derzeit so beliebte Politiker-Bashing, das pauschale Schlechtmachen von politisch Handelnden aus.
Auf Augenhöhe
Für „Begegnung auf Augenhöhe“ plädierte Caritas OÖ-Direktor Franz Kehrer. Sie hebe die Arbeit der Caritas über die reine Professionalität hinaus. Die Sorgen und Ängste der Menschen seien absolut ernst zu nehmen. Deutlich wurde Kehrer auch in seiner Beurteilung der Brandlegung des Asylantenheims in Altenfelden: „Das ist unchristlich.“
Auf die Bitte der Moderatorin, der KirchenZeitungs-Redakteurin Christine Grüll, nach einem „guten Wort“, mit dem Dimitré Dinev die Zuhörer hinaus in die Nacht entlassen solle, antwortete Dinev mit einem Zitat: „Ein Mensch ist immer heiliger, als ein Ort. Sogar dann, wenn es um einen heiligen Ort geht.“