70 Jahre Katholische Jugend: Immer noch ein Orientierungspunkt
Mit ihrem 70-jährigen Bestehen gehört die Katholische Jugend zu den ältesten Jugendorganisationen in Österreich.
Ausgabe: 2016/24
14.06.2016 - Dominik Hennerbichler
In einer Zeit, in der Social Media am Computer oder Smartphone den Alltag der Jugendlichen bestimmen, ist bei vielen das Verlangen nach sozialen Kontakten und die Sehnsucht nach Religion stärker denn je.
Doch warum suchen Jugendliche den Weg in die Katholische Jugend? Christoph Burgstaller, Leiter der diözesanen Jugendarbeit, nennt auf diese Frage ein sehr aktuelles Beispiel: "Die bewusste Entscheidung, dass Gott in meinem Leben eine Rolle spielt, wird spürbar, wenn sich zum Beispiel im Rahmen der sichTbar-Woche in Rohrbach die Jugendlichen und Jugendverantwortlichen überlegen, wie sie angesichts der Brandstiftung in der Unterkunft für Zufluchtsuchende in Altenfelden ein Zeichen setzen können." Für viele gehe es aber darum - und das sei auch ein Hauptpunkt der Katholischen Jugend OÖ (kjoö) -, die Lebenswirklichkeiten der Jugendlichen zu kennen und sie ernst zu nehmen. Im Wissen um die Anliegen und Interessen setzt sich die KJ seit der Gründung dafür ein. Ein wichtiger Punkt sei, erzählt Burgstaller, z. B. das Thema Jugendarbeitslosigkeit. "Unsere Aufgabe hier ist es, die angehenden Erwachsenen darin zu bestärken, ihre Mitwelt mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen."
Gesellschaftlich, auch über den österreichischen Tellerrand hinaus, sei die kjoö dort gefragt, wo Menschenwürde und ein respektvolles Miteinander in Frage gestellt werden. Dialog- und Konfliktfähigkeit würden daher speziell gefördert. Den Jugendlichen auch Zugang zur kirchlichen Feiertradition zu ermöglichen und mit ihnen Ausdrucksformen des Glaubens und des Gebets zu finden, wie beispielsweise in der Jugendliturgie, auch das sei eine zentrale Aufgabe.
Ein Anstoß zur Weiterentwicklung
Wie fromm muss eine KJ sein? Die Antwort darauf ist so vielseitig, wie die Jugendlichen selbst. "Wenn man Frömmigkeit nicht auf den regelmäßigen wöchentlichen Gottesdienstbesuch in der Pfarrgemeinde reduziert, sondern ganz wesentlich auf das aktivierende Leben des eigenen Glaubens, dann können viele hier andocken", ist Burgstaller überzeugt. Innerkirchlich gäbe es aber auch Themen, bei denen eine Weiterentwicklung ansteht. Sei es die volle Gleichberechtigung von Frauen etwa im Bezug auf das Weihesakrament oder die Wertschätzung für homosexuell lebende und liebende Menschen. "Hier steht es gerade einer Jugendorganisation gut an, immer wieder anzustoßen, dass wir noch nicht am Ziel sind", so der 39-jährige Jugendstellenleiter im Gespräch.
Eigene Erfahrungen machen dürfen
Ein wesentlicher Teil des Erfolgsrezeptes ist nach wie vor, dass junge Menschen in einem geschützten Rahmen eigene Erfahrungen sammeln und dabei auch Fehler machen dürfen.
Beispielsweise bei sozialen Projekten wie den "72h ohne Kompromiss" oder den Wildnistagen, wo die Chance besteht, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich selbst weiterzuentwickeln.
Dabei entstehen nicht selten tragfähige Freundschaften aus den Begegnungen, die oft ein Leben lang halten. Dazu erhalten die Jugendlichen Bestärkung und neue Perspektiven für ihren Lebens- und Glaubensweg.
"Wir erreichen mit all unseren Programmen regelmäßig rund 10.000 junge Menschen", ist Christoph Burgstaller über die Beständigkeit der KJ froh.
Zur 70-Jahr-Feier lädt die kjoö am Freitag, 24. Juni 2016, ab 19 Uhr in die Stadtpfarrkirche Eferding mit Diözesanjugendmesse und anschließender erweiterter Agape.
Katholische Jugend - Facts
- In 219 von 487 Pfarren in OÖ gibt es eine oder mehrere Jugendgruppen,
- dazu gibt es 88 Jugendtreffs, 99 Jugendchöre und 63 Jugendmusikgruppen,
- ein Drittel der Pfarren bietet spezielle jugendliturgische Angebote an,
- 3 von 5 Jugendlichen in der KJ sind weiblich.