Ausgabe: 2005/47, Kopf der Woche, Europa, Solidarität, Gabriel, Sozialwort
24.11.2005
„Die Menschen erwarten, dass die Kirchen Europas stärker auftreten, wenn es um Solidarität, Frieden oder Fortschritt geht", meint Ingeborg Gabriel. Deshalb ist der sozialethische Dialog zwischen den Kirchen wichtig.
Mit der Herausgabe des Sozialwortes vor zwei Jahren haben sich die Kirchen Österreichs auch verpflichtet, über die Grundlagen ihres sozialethischen Denkens und Handelns Rechenschaft abzulegen. Die katholische Theologin Ingeborg Gabriel hat gemeinsam mit ihrem evangelischen Kollegen Ulrich Körtner (beide Uni Wien) und dem griechisch-orthodoxen Theologen Alexandros Papaderos dieses Versprechen eingelöst. Mit dem Buch „Perspektiven ökumenischer Sozialethik“ geben sie über die Grundpositionen der katholischen, evangelischen und orthodoxen Sozialethik Auskunft. Gabriel geht es dabei um mehr: „Solidarität wächst nicht von selber. Aber Europa wird wesentlich auf Solidarität angewiesen sein. Das ist für alle Kirchen eine riesige Herausforderung.“ Ingeborg Gabriel wurde 1952 in Wels geboren. Nach ihrem Volkswirtschafts-Studium in Wien war sie von 1976 bis 1980 im Rahmen der UNO-Entwicklungshilfe in New York, Katmandu (Nepal) und Bator (Mongolei) tätig. „Nach meiner Rückkehr musste ich mich neu mit Europa auseinandersetzen.“ Dabei wurde ihr, der religiös Interessierten, aber Suchenden, das Christentum immer wichtiger, meint Gabriel. 1980 begann sie Theologie zu studieren. „Ich bin als Glaubende und als Theologin eine Quereinsteigerin“, meint sie. 1982 wird sie Assistentin am Institut für Sozialethik. Seit 1994 leitet sie als Professorin das Institut. Neben ihren Schwerpunkten Sozial- und Wirtschaftsethik ist sie seit zehn Jahren auch im christlich-islamischen Dialog engagiert.