50 – 35 – 110: Diese Zahlen verbinden Alt-Pfarrer Johann Maislinger mit „seiner“ Pfarre Linz-St. Markus. Sein Goldenes Priesterjubiläum feiert er mit einer Kunstausstellung.
Ausgabe: 2016/25, Linz-Gründberg, Pfarrer, Johann Maislinger, Jubiläum, Kunst, Marienzyklus
21.06.2016 - Christine Grüll
Es brauchte eine Radtour nach Venedig, damit sich Johann Maislinger endlich dazu entschloss, Priester zu werden. Zwei Tage vor Anmeldeschluss trat der junge Mann aus Schwand im Innkreis ins Linzer Priesterseminar ein. Dass er einmal eine Kirche bauen würde, wäre ihm nicht im Traum eingefallen. Trotzdem begeht „seine“ Kirche Linz-St. Markus heuer ihr 35-Jahr-Jubiläum, und Johann Maislinger feiert sein Goldenes Priesterjubiläum, ganz nach seinem Geschmack: mit einer Kunstausstellung.
Die Bibel in Bildern
„Die Ausstellung bin ich Erich Wulz schuldig“, sagt Johann Maislinger bei einem Rundgang durch die Kirche. Von einem vier Meter hohen Wandteppich über einen Marienzyklus bis hin zu den zwei großen Glasfenstern – der Kirchenraum ist von Erich Wulz geprägt. Heuer wäre sein 110. Geburtstag. Johann Maislinger war schon als Priesterstudent mit ihm befreundet. Die ersten Bilder hatte er von seinem kargen Taschengeld gekauft. Die gegenständlich gemalten und doch transparent wirkenden Figuren, das Erzählende in den religiösen Szenen haben Johann Maislinger sehr angesprochen: „Erich Wulz hat, so wie mich, der Gedanke einer ‚biblia pauperum‘ fasziniert.“ Ein Bibelunterricht in Bildern für Menschen, die die Bibel kaum mehr kennen, das steht hinter dem Gedanken der Biblia pauperum. Unter diesem Motto hat Johann Maislinger, stark unterstützt von Pfarrgemeinderat Gerhard Strobl, die Ausstellung zusammengestellt. Sie ist bis 17. Juli in der Kirche und im Pfarrheim zu sehen.
Kreuzweg unterm Bett
Eines der Herzstücke ist der Kreuzweg. Die 15 Bilder hat Johann Maislinger noch vor dem Spatenstich heimlich bestellt und unter seinem Bett versteckt. Zu groß war der Widerstand des damaligen diözesanen Kunstrats gegen Erich Wulz. Aber Johann Maislinger war hartnäckig. Heute hängen die gerahmten Bilder – auf dem letzten sind Frauen in Salzburger Tracht am leeren Grab zu sehen – rechts vom Altarraum.
„Seelsorgekrampen“
Der Kreuzweg unterm Bett ist nur eine der Anekdoten, die Johann Maislinger zu erzählen weiß. Er brauche ihn als „Seelsorgekrampen“, hatte zum Beispiel der damalige Regens Schwarzbauer im Priesterseminar gesagt. Als „Seelsorgekrampen“ war er in Mattighofen, Linz-Christkönig und bis 2006 in Linz-St. Markus tätig. Hier hat er viele Impulse hinterlassen, nicht zuletzt die Freude an der Kunst – einige seiner „Pfarrkinder“ sind Sammler geworden.
Zur Person
Der Künstler Erich Wulz
Der Maler und Bildhauer (1906 – 1984) ist eng mit der Pfarre Linz-St. Markus verbunden (siehe unten). Er studierte an der Kunstakademie in Wien und lebte in Salzburg. Erich Wulz entwickelte eine eigene Technik für Hinterglasmalerei. Er schuf zahlreiche Werke für die Pfarrkirche Linz-St. Markus, darunter das Glasfenster „Christus und die Emmausjünger“ (siehe Bild). Von ihm stammen die Fresken in der evangelischen Kirche in Munderfing sowie Kreuzweg, Glasfenster und das Fastentuch für die Pfarrkirche Schönering. In Linz und Schönering sind zur Zeit Ausstellungen mit seinen Werken zu sehen. Pfarre Linz-St. Markus