„Kein“ – dieses Wort prägt das Leben im syrischen Aleppo: kein Wasser, kein Strom, keine Medikamente. Zwei Ordensmänner von der Gemeinschaft der Blauen Maristen haben in dieser Stadt, in der seit vier Jahren gekämpft wird, ein beeindruckendes Hilfs-Netzwerk aufgebaut.
Ausgabe: 2016/26
29.06.2016 - Josef Wallner
M. K. ist Mutter von fünf Kindern und Witwe. Ihr Ehemann wurde gleich zu Beginn des Krieges im Sommer 2012 getötet, eine der zwei Töchter fand vor einem Jahr beim Angriff mit einer Mörsergranate den Tod. Der Sohn ist Medizinstudent und versucht, seine Ausbildung unter miesen Bedingungen voranzubringen. Für die Prüfungen muss er in dem Kellerloch lernen, in dem sie wohnen. Frau M. und ihre Tochter kommen täglich zu den Maristen, um für die Familie ein warmes Essen zu holen – zwei Stunden Fußweg. Dutzende solcher Lebensgeschichten könnten die Maristen erzählen. Menschen wie Frau M. K. gilt der Einsatz der beiden Ordensleute, der sieben „Laienmaristen“ und ihrer siebzig ehrenamtlicher Helfer/innen. Sie sind in Aleppo für mehr als 800 Familien ein Rettungsanker. Seit längerem funktioniert die Trinkwasser-Versorgung der einstigen Zwei-Millionen-Metropole Aleppo nicht mehr. Eine Katastrophe vor allem jetzt, in den heißen Sommermonaten. Die Maristen haben vier Klein-LKWs mit Tanks auf den Ladeflächen angeschafft, mit denen sie Wasser aus dem Brunnen bei einer Kirche zu Flüchtlingsfamilien bringen. Auch die Stromversorgung ist zusammengebrochen. Darum finanzieren die Brüder Gutscheine, mit denen Familien aus privaten Generatoren Strom beziehen können. „Ein Ampere“ wird das Programm genannt. All diese Initiativen sollen Bausteine sein, damit Menschen so recht und schlecht überleben können und vor allem die Hoffnung nicht verlieren.