Vor einigen Wochen hat die KirchenZeitung ihre Leser/innen zum Dichten eingeladen. Viele haben mitgemacht und uns ihre Reime zum Thema „Ball der Tiere (Pflanzen, Häuser etc.)“ gesandt. Hier können Sie Auszüge aus den originellen Gedichten lesen.
Ball der Eitelkeiten
Wir geben einen Ball in nächster Zeit, sprachen die Genossen der Eitelkeit. Natürlich findet der im Schlosse statt, sprach der gierige Nimmersatt. Nur das Best ist gut genug, sprach der eingebildete Immerklug. Wir brauchen ein Buffet für die feinen Damen und Herrn!, sprach der stolze Möchtegern. Dass man den Champagner nicht vergisst! sprach der selbstgefällige Egoist. Kommt topgekleidet, ja nicht mit Jean(s), sprach eine selbst ernannte Beauty-Queen.
Elfi Schneglberger,Lambrechten
Märchenball
Hey, wir machen eine Fete, sagt der Hänsel zu der Grete. Das wird sicher eine tolle, ruft begeistert die Frau Holle. Wann beginnen wir? – Um sechse, kichert grell die alte Hexe. Welche Band sollen wir nehmen? Na, die Musiker aus Bremen. Und wer kocht? – Das Tischlein-deck-dich. Und wer zahlt? – Der Esel-streck-dich. (...) Dornröschen unterbricht den Schlummer, legt aufs Parkett ’ne heiße Nummer. Schneeweißchen rockt mit Rosenrot – der Bär ist nämlich noch marod.
Heidelore Raab,Tragwein
Ball im Stall
Der alte Kater drin im Haus tanzt sogar mit einer Maus. Nur der Ochse lehnt verdrossen neben seinen Artgenossen. Ich bin jetzt schon richtig faul, wiehert gleich der alte Gaul. Auch den altersschwachen Schimmel stört das laute Ballgetümmel.
Anna Wiesmüller,Attnang-Puchheim
Ball im Garten
Mir ist so fad – spricht der Salat! Ach, mir auch – bemerkt der Lauch. Wie ändern wir das? – fragt leise das Gras. Zum Tanz wir uns heben – ist der Vorschlag der Reben. (...) Das ganze Gemüse hüpft über die Wiese! Wer tanzt gekonnt den Rock’n’Roll? – Der Wirsing und der Blumenkohl! Und wann war Schluss? – Um sechs Uhr früh, laut Haselnuss.
Herbert Hofbauer,Garsten
A lustige Viecharei
Hurra, es is Fåschingszeit – schreit da Spåtz voller Freid. A für Viecha gibt’s an Ball – trillert glei de Nachtigall. (...) Gemma, gemma – sågt de Brema. Wo den hi? – zirpt da Grü. Tanzen, tanzen – moant de Wanzn. Jå, und mit wem? – gågerzt de Henn. Geh mit mir! – brüllt da Stier. Håb koa Kladl – quietscht des Faal.
Ernestine Irndorfer, Kematen
Tanz der Pflanzen
Die Engelstrompete spricht: Ich werde mit meinen Glocken den coolsten aller Tänzer anlocken!Du, nimm den Mund nicht so voll, auch die Schuhe des Hahnenfußes sind toll! Dieses Affengetue mögen wir nicht leiden, brummen grimmig die Weiden (...)Eiche, wirst sehen, die Fichte steigt mir bestimmt auf die Zehen. Nun mache ich mit der Stachelbeere endgültig Schluss, mit der habe ich doch seit jeher nichts als Verdruss. Und ich schwebe am liebsten im Walzerschritt – und mein Mann, der Gummibaum, muss mit.
Theresia Mayr,Diersbach
Ein Kuss vom Asparagus
Ich mach dir Löckchen! – verspricht das Schneeglöckchen. Ich komm zuerst dran! – fordert der Löwenzahn. Und ich zum Schluss! – freut sich der Kaktus. Ich denk, ich geh’ ganz ohne – überlegt die Anemone. Das lass nur schnell bleiben! – verbieten die Eiben. Ich geb dir einen Kuss! – versprach der Asparagus.