Ausgabe: 2006/17, Kopf der Woche, Winkler, Arbeitslosigkeit, Arbeitslosenstiftung,
27.04.2006
Wenn es um das Wegschauen und die Verharmlosung der Arbeitslosigkeit geht, sieht sich Christian Winkler als Stachel im Fleisch der Gesellschaft. Für Sonntag lädt er die Pfarren ein, die Augen aufzumachen.
HANS BAUMGARTNER
Seit einigen Jahren machen verschiedene, auch kirchliche, Gruppen am Tag vor dem 1. Mai auf die zunehmend schwierigere Lage arbeitsloser Menschen aufmerksam. Christian Winkler von der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung in Linz hat bereits mehrerer solcher Aktionstage mitgestaltet. Seit der ehemalige Aktivist der Katholischen Arbeiterjugend, Sozialarbeiter und Generalsekretär der Kath. Aktion Oberösterreich vor fünf Jahren die Geschäftsführung der Arbeitslosenstiftung übernommen hat, „erlebe ich, wie sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt ständig verschärft. Das bedeutet, die Menschen bleiben trotz großer persönlicher Anstrengungen immer länger arbeitslos oder sie werden immer häufiger arbeitslos. Die Drehtür – einmal Arbeit, dann wieder keine – dreht sich immer schneller.“
Gefordert. Die Kirche sei von dieser Situation mehrfach gefordert, meint Winkler – in der seelsorglichen, persönlichen Begleitung, in der konkreten Hilfe (von den Pfarren bis zu den Arbeitslosenstiftungen), in der Bewusstseinsarbeit und in der politischen Anwaltschaft. „Denn da geht es um Gerechtigkeit“, betont Winkler. Deshalb – und weil der Tag der Arbeitslosen (30. April) heuer auf einen Sonntag fällt – laden die kirchlichen Arbeitsloseneinrichtungen Österreichs alle Pfarren ein, das Thema auch in den Gottesdiensten aufzugreifen. Unterstützt werden sie dabei von Sozialbischof Ludwig Schwarz (Linz) sowie der Katholischen Arbeitnehmer/innenbewegung und der Betriebspastoral Österreichs.
Christian Winkler: „Arbeitslosigkeit setzt Menschen finanziell und psychisch massiv zu. Wir dürfen daher als Kirche nicht schweigen, wenn es aus Profitsucht immer weniger gute Arbeitsplätze gibt.“