Da hat jemand einmal eine Verkaufsidee gehabt: Man nehme Schistöcke, bestücke sie am unteren Ende mit Gummistöpseln und lege sie unter dem Prädikat „Nordic Walking“ in die Regale des Sportfachhan-dels. Die Idee war keine schlechte, seit Jahren gehen die Stöcke besser weg als die vielstrapazierten warmen Semmeln. Auch dieses Frühjahr wieder: Ein Land „walkt“ („wokt“, wie man in Oberösterreich zu sagen pflegt). Und zwar nicht irgendwie, sondern „nordic“. Warum, ist leicht erklärt. Vor nicht allzu langer Zeit hieß das Zauberwort des alters- und geschlechtsunab-hängigen Breitensports „Jogging“, später dann „Walking“ (ohne Nordic). Beides war zum Scheitern verurteilt. Jogging (= langsames Laufen) belastet die Gelenke und kann anstrengend sein – also ungesund. Walking (= schnelles Gehen) ist platzraubend und schaut lächerlich aus – also nicht gesellschaftsfähig.Und jetzt Nordic Walking: Jungegebliebene, Gesprächsfreudige – bei Nordic reicht der Atem für einen Plausch –, aber auch eisern verbissene Schweiger– sie alle sind unterwegs und tragen, wie böse Zungen behauten, Stöcke spazieren. Der Natur wegen, der Bewegung wegen. Gut so. Denn die Zeiten des Fernsehsports kommen mit der Fußball-WM bald genug.