Ausgabe: 2006/23, Kopf der Woche, Fellinger, Ausländer, Ausländerfrage, Politik, Bevölkerung
07.06.2006
Was zu fürchten war, ist eingetreten. Der Stimmenfang mit extrem ausländerfeindlichen Parolen. Weil Kirche sich in Parteipolitik nicht einmischen soll, erwarten manche, dass sie dazu schweigt. Doch wenn Stimmung auf Kosten der Schwachen gemacht wird, ist Schweigen keine christliche Antwort. Ausländer sollen zu Hunderttausenden in den nächsten Jahren abgeschoben werden, meinte ein wahlwerbender Politiker. Es wird sie geben, die ihm zustimmen.
Österreich hat gewiss ernste Probleme mit der Bevölkerungsentwicklung. Weil Begleitmaßnahmen für einen geregelten Zuzug so schwierig sind, kann dies nicht heißen, dass man sich des Problems einfach durch ein Dichtmachen der Grenzen entledigen kann. Österreicher – auf sich allein gestellt – können die lebensnotwendigen Funktionen im eigenen Staat gar nicht mehr leisten. Integration und Versöhnung der Kulturen hilft allen Beteiligten. Mit der Ausländerfrage ist es wie mit der Pensionthematik: Wer das Problem nur Jahr für Jahr oder von Wahl zu Wahl vor sich herschiebt, raubt Menschen Zukunft. Wer Integration nicht heute ernsthaft beginnt, verbaut jungen Menschen die Chance auf ein friedliches Miteinander.