Pfarren werden nicht mehr einfach nur nachbesetzt. Im Gespräch mit den Pfarren werden pfarrübergreifende Lösungen angestrebt. Den Seelsorgeräumen kommt größere Bedeutung zu.
Ausgabe: 2016/30, Laien, St. Konrad, Seelsorge,
26.07.2016
In der Pfarre Linz St. Konrad war es so. In Alkoven ebenso. In Freistadt auch. Nach dem alters- oder krankheitsbedingten Rückzug ihrer bisherigen Pfarrer waren diese Pfarren zur Neubesetzung ausgeschrieben – aber kein Priester hat sich um die Pfarren beworben. In Linz St. Konrad springt Martin Füreder, in der Diözese Linz für Personalbesetzungen von Priestern zuständig, selbst als Pfarrprovisor ein – neben seinen diözesanen Aufgaben. Der dortige Pastoralassistent Josef Hansbauer steht ihm zur Seite.
Freistadts Pfarrer Franz Mayrhofer musste sich aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit nehmen. Irmgard Sternbauer wird als Pfarrassistentin nun hauptsächlich die Geschicke der Pfarre in der Bezirkshauptstadt lenken. Der Pfarrer von Neumarkt i. M., Klemens Hofmann, wird auch Pfarrmoderator in Freistadt. Zwei afrikanische Kapläne werden im Pfarrhof wohnen. Wolfgang Gratzl und Ulrike Lengauer werden als Pastoralassistent/in mitwirken. Sie erfüllen auch andere Aufgaben im Seelsorgeraum.
Die von Klöstern betreuten Pfarren bilden ebenfalls keine Ausnahme. In der Kremsmünsterer Stiftspfarre Weißkirchen bei Wels kommt mit Herbst ein Pfarrassistent zum Einsatz. Friedrich Reischauer und P. David Bergmair OSB als Moderator leiten ab September die Pfarre. Für die vom Stift St. Florian betreute Pfarre Mauthausen steht seit Jahren kein eigener Pfarrer zur Verfügung. Der langjährige Pfarrer Johann Fürst hat die Rolle eines Moderators übernommen, Thomas Pree war seit 2008 Pfarrassistent, ihm folgt nun Waltraud Nussböck nach.
Viele Gespräche
In rund 50 Pfarren der Diözese Linz gibt es mit September/Oktober 2016 Veränderungen in der Zuständigkeit für die Seelsorge. Für die diözesanen Personalstellen bedeutet das viel Vorarbeit.
Brigitte Gruber-Aichberger leitet die Abteilung Pastorale Berufe in der Diözese Linz. Vakant gewordene Stellen werden seitens der Diözese nicht einfach nur nachbesetzt, betont sie. Mit jeder betroffenen Pfarre gibt es Vorgespräche, denn in der Diözese legt man Wert auf die Zustimmung des Pfarrgemeinderates für eine vereinbarte Lösung.
Der Blick gilt mehr und mehr nicht nur den einzelnen Pfarren, sondern den Seelsorgeräumen. Pastoral- und Dekanatsassistent/innen nehmen ihre Aufgabe zunehmend für mehrere Pfarren wahr – damit nicht eine Pfarre gut besetzt ist und die Nachbarpfarren auf sich selbst angewiesen bleiben.
So ist im Seelsorgeraum Almtal Marianne Pichlmann als Pastoralassistentin für vier Pfarren Ansprechpartnerin. Sie unterstützt die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, auch die Wortgottesdienst-Leiter/innen. Und sie soll Akzente für die Verkündigung in der Region setzen. Solche pfarrübergreifenden Anstellungsmodelle sind Neuland.
Lösungen für Seelsorgeräume
Für Brigitte Gruber-Aichberger ist mit diesem Konzept die Chance verbunden, dass die Seelsorgeräume besser genutzt werden. Es muss nicht alles in jeder einzelnen Pfarre angeboten werden. Die Selbständigkeit der Pfarren soll erhalten bleiben, aber die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen sollen bestmöglich unterstützt werden. Pastoralassistent/innen geben Impulse für gemeinsame Aktivitäten.
Natürlich, betont Gruber-Aichberger, hätte manche Pfarre lieber einen Pfarrer. Die gemeinsamen Beratungen mit Pfarrgemeinderäten und in den Seelsorgeräumen hätten aber ein gutes Mittragen der getroffenen Vereinbarungen gebracht. Den meisten Leuten sind die Leitungsmodelle unter Einbeziehung von Laien nicht mehr fremd. Wenn solche Veränderungen anstehen, spüren die Pfarrgemeinderäte ihre Verantwortung.
Veränderungen
In 15 der insgesamt 92 Seelsorgeräume stehen – meist wegen des hohen Alters der Priester – Veränderungen an, auf die man sich bereits jetzt vorbereiten muss. Pastoralassistent/innen und Pfarrassistent/innen werden weiterhin kein Ersatz für Priester sein, sie werden aber mit ihrem Einsatz das Seelsorgegerüst stützen und tragen.