Ausgabe: 2006/26, Kopf der Woche, Papst, Bertone, Salesianer, Don Bosco, Glaubenskongregation,
29.06.2006
Papst Benedikt ernannte vergangene Woche Tarcisio Bertone (71) zum Kardinalstaatssekretär. Der bekennende Fußballfan wird ab Mitte September der „zweite Mann“ im Vatikan und löst Angelo Sodano (78) ab.
HANS BAUMGARTNER
Sieben Jahre lang war der Don-Bosco-Salesianer aus dem Piemont, Tarcisio Bertone, als Sekretär der Glaubenskongregation die „rechte Hand“ von Kardinal Joseph Ratzinger. Er, der dafür bekannt ist, auch in der Öffentlichkeit Klartext zu sprechen, wenn es um kirchliche Positionen geht, hielt sich während dieser Zeit diskret im Hintergrund. Bei heiklen Missionen bewies er Fingerspitzengefühl. Dass ihn Benedikt XVI. nun wieder als wichtigsten Mann an seine Seite holt und damit erstmals keinen Diplomaten zum Leiter des Staatssekretariates macht hat zwei Gründe: Bertone „tickt“ theologisch ähnlich wie Ratzinger und zwischen den beiden besteht ein tiefes Vertrauen.
Gefragt. Bertone wurde 1934 in der Provinz Turin geboren. Er besucht die Schule der Salesianer Don Boscos und wird Mitglied des Ordens. Gemeinsam mit Erzbischof Kothgasser unterrichtet er an der Salesianeruni in Rom und erwirbt sich einen hervorragenden Ruf als Kirchenrechtler. Er arbeitet bei der Kirchenrechtsreform mit und wird Berater mehrerer vatikanischer Kongregationen. 1991 wird er zum Erzbischof von Vercelli ernannt, von 1995 bis 2002 ist er Sekretär der Glaubenskongregation, 2003 wird er Erzbischof von Genua und Kardinal. In den Medien ist er nicht nur als Kirchenmann gefragt, sondern auch als Ko-Kommentator für Fußballspiele (Bild). Im Karikaturenstreit wies er einen italienischen Minister, der mit einem Mohammed-T-Shirt aufgetreten war, scharf zurecht.
Kardinal Tarcisio Bertone:„Das Konklave (zur Papstwahl 2005) wird mindestens so spannend wie die nächste Fußball-WM . . . Der Fußball ist eine gute Schule, sich mit Vertretern anderer Nationen und Kulturen fair auseinander zu setzen.