Die KirchenZeitung besuchte Pfarrer Konrad Streicher und die Störche von Saxen
Ausgabe: 2006/26, Störche, Steicher, Saxen, Pfarre, Kirche
29.06.2006
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Ein Wunder der Schöpfung. Pfarrer Konrad Streicher freut sich jedes Jahr, wenn die Störche wieder in Saxen eintreffen, er beobachtet sie gerne. Sie sind für ihn ein Hinweis auf die wunderbare Schöpfung Gottes: „Wenn wir in der Kirche das Lied ,Erfreue dich, Himmel, erfreue dich, Erde’, singen, da gehören auch unsere Störche zu den ,Vögeln der Lüfte’, die Gott loben.“ Fotos: Pfarrarchiv und Josef Wallner.
Sie gehören so sehr zu Saxen, dass sie in das Marktwappen aufgenommen wurden: die Störche, die seit mehr als vierzig Jahren regelmäßig in Saxen nisten. Pfarrer Konrad Streicher freut sich über seine treuen Nachbarn und führt über ihre Gewohnheiten penibel Buch. Schmunzelnd erzählt er vom vorbildlichen Familienleben der Störche. Ihr Verhalten ist wie eine Predigt.
JOSEF WALLNER
Ende März, Anfang April ist es immer so weit: Der männliche Storch taucht auf und beginnt mit dem Bau des Horstes. Wenige Tage später trifft das Weibchen ein und dann arbeiten sie gemeinsam am Nest. „Sie sind wirklich sehr fleißig. In kürzester Zeit bauen sie wieder ihr Haus“, so Streicher. Denn um den Horst zu reinigen, trägt der Naturwache-Beauftragte Robert Gattringer regelmäßig Teile des Nestes ab – daher jedes Jahr von neuem die Arbeit. „Die Adebars arbeiten ganz nach der Devise: Unsere Kinder sollen es gut haben“, mutmaßt der Pfarrer. Dann brüten die Störche gemeinsam 33 Tage lang die Eier aus, abwechselnd sitzen sie im Nest. Sind die Jungen erst einmal geschlüpft, bleibt immer ein Elternteil im Horst stehen, um die Kleinen – heuer sind es drei – zu beschützen. Die Störche haben sehr, sehr lange Zeit zum Flügge werden. Mehrere Wochen lang machen die Jungen nur über dem Horst Flugübungen, erzählt der Pfarrer: „Wenn junge Menschen heute mehr Zeit zum Flügge-werden hätten, das täte ihnen gut“.
Der Zeitpunkt des Freilassens. Während zweier Monate sorgen die Eltern für die Jungtiere und müssen täglich große Mengen Nahrung heranschaffen. „Die Störche sind wirklich privilegiert, denn beide – Mutter und Vater – können ausschließlich für die Kinder dasein.“ Auch das weitere Verhalten der Tiere nötigt Respekt ab. Die Eltern überlassen in der Folge den Jungen das Nest und ziehen sich auf benachbarte Kamine zurück: „Sie haben das richtige Gefühl für Beschützen und den Zeitpunkt des Freilassens.“ Doch kein Vergleich, der nicht hinkt. So bewundernswert die Partnerschaft und das pädagogische Geschick der Störche sein mag, so richtig als Vorbild für ein Familienleben eigenen sie sie doch nicht, schränkt der Pfarrer ein: „Herr und Frau Adebar sind zwar nesttreu, aber nicht partnertreu.“
Faszinierender Vogelzug. Ende September, Anfang August treten die Störche ihre lange Reise nach Afrika an. „Sie sind Weltbürger und erinnern uns daran, dass Saxen nicht der Mittelpunkt der Erde ist, dass es eben weitere Horizonte als das Machland gibt.“
Einladung
Störche schauen und Kirche besuchen
Vom Vorplatz der Kirche aus kann man das Treiben von Storch-Eltern und Jungen ganz gut beobachten – etwa Anfang Juli werden die Jungen mit ihren Flugversuchen über dem Horst beginnen. Nicht nur der Störche wegen, auch wegen der gotischen Pfarrkirche ist Saxen einen Besuch wert.