Ist der Mann auf dem Cover gekommen, um Welt mit Flutwellen auszulöschen oder drängt er das Wasser zurück und rettet so die Erde? Und ist das, was Thom Yorke auf seinem ersten Soloalbum treibt, die völlige Dekonstruktion von Musik oder viel mehr das Erschließen einer neuen musikalischen Dimension? Es ist die gleiche Frage, die man sich bei den letzten drei Radiohead-Platten gestellt hat.Yorkes „The Eraser“ versammelt neun Songs, die allesamt nur noch skelettartige Songstrukturen aufweisen und dadurch anziehend und abstoßend zugleich wirken. Drumcomputer und viel Elektronik bringen eine Eiseskälte mit sich, die durch leise Gitarrenklänge zu einer etwas unterkühlten Raumtemperatur gemildert wird. Als einziges, dafür großes, Highlight darf der düstere Electro-Popsong „Black Swan“ genannt werden, der einen mit seinem ruhigen und gleichzeitig groovigen Beat in die Knie zwingt.
Trotzdem: „The Eraser“ ist nicht mehr und nicht weniger als das konsequente Weiterführen alt bekannter Radiohead-Konzepte, die vor einigen Jahren noch musikalisch unerforschte Welten erschlossen aber heute nach nicht mehr als abgestandenen Kaffee schmecken. Thom Yorke ist immer noch ein Düstermann, ein Zweifler und Sucher, der sich am Ende in ein schwarzes Loch jagt und dann dort selbst auslöscht.
K. Rauscher
- Thom Yorke – The Eraser (erschienen bei XL Recordings)