Weltweit nimmt die Gewinnung von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen zu
Ausgabe: 2006/33, Hannes Herndl, Landwirtschaftskammer, erneuerbare, Energie, Rohstoffe
17.08.2006 - Christian Ortner
Der globale Bedarf an Weizen wird mit der diesjährigen Ernte nicht abgedeckt werden können. Was daran problematisch ist und welche Perspektiven der vermehrte Anbau von Ölfrüchten ermöglicht, weiß der Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, Hannes Herndl.
„Es wird in den nächsten Jahren keinen Engpass geben“, versichert Hannes Herndl. Im Gegenteil: Dass die Erträge aus der Getreideernte heuer deutlich geringer ausfallen werden als im Vorjahr, sei eine Chance. „Endlich können die vorhandenen Lagerkapazitäten abgebaut werden“, sagt der LK-Präsident.Die Weltweizenernte wird auf knapp 600 Mio. Tonnen geschätzt, der globale Bedarf beträgt 620 Mio. Tonnen. Probleme ergeben sich für die Entwicklungsländer. Die würden dringend Getreide brauchen, sind aber nicht in der Lage, es zu kaufen. Ziel sei es, so Herndl, deren Kaufkraft zu steigern, um den Hunger zu stllen.
Genügend Rohstoffe. Während also die Getreideernte welt- und auch österreichweit zurückgehen wird, sieht die Prognose für die Ölsaaternte mehr als zufriedenstellend aus (siehe „Zur Sache“, rechts). Der globale Trend zur Ausweitung der Ölsaaten ist für Herndl eine logische Entwicklung. „Die Energie- und Gaskrise, ausgelöst von Russland, hat uns deutlich aufgezeigt, wie abhängig wir von Erdöl und Erdgas sind.“ Dabei gebe es in Europa genügend Potential für den Anbau nachwachsende Rohstoffe wie Raps oder – aus Mais gewonnenen – Bioethanol. Mit der bereits umgesetzten dreiprozentigen Beimischung von Biodiesel und Bioethanol ist der erste Schritt bereits gesetzt, damit Europa unbahängiger vom Erdöl wird“, meint Herndl.Zudem müsse man auf die Klimaänderungen reagieren. Herndl: „Es behalten jene Recht, die auf nachwachsende Rohstoffe setzen und schon immer gesetzt haben.“
Trotz Kunstdünger „bio“. Weltweit werden inzwischen über drei Millionen Tonnen Rapsöl zu Biodiesel verarbeitet. Damit wird mehr Treibstoff als Speiseöl produziert. Raps ist allerdings eine sehr pflege- und düngeintensive Kultur. Kann da überhaupt noch von „Biodiesel“ die Rede sein? Durchaus, meint Herndl, denn Raps sei eine Winterbegrünung. Dadurch wird der Boden geschützt, und es werden wichtige Nährstoffe gespeichert. „Ein geschlossener Kreislauf: Was ich vom Feld entnehme, muss ich nachliefern.“
Zur Sache
Weniger ist mehr
In einer Prognose bezüglich der heurigen Ernteergebnisse in Oberösterreich geht der Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Ökonomie-Rat Hannes Herndl, von einer etwa zehn Prozent geringeren Getreideernte als 2005 aus. Bedingt sei dieser Rückgang durch die außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse. „Wir hatten heuer einen extrem langen und schneereichen Winter, der den Wintergetreidekulturen sehr zugesetzt hat“, erklärt Herndl. So fielen in Oberösterreich etwa 17.000 Hektar der Auswinterung zum Opfer. Am stärksten betroffen waren Winterroggen und Triticale (eine Kreuzung aus Roggen und Weizen). Zusätzlich bedingte die extreme Hitze der vergangenen Wochen eine sehr schnelle Abreife, die, so Herndl, „traditionell zu eher mäßigen Erträgen“ führe.
Preise steigen.
Getreide, das vor der August-Kälte- und Regenperiode geerntet wurde, wer in puncto Qualität sehr gut: Qualitative Kriterien wie Protein, Hektolitergewicht und Fallzahl seien hervorragend. Der Regen im August hat der Qualität aber sehr zugesetzt. Das Angebot hat sich dadurch verknappt. Der Getreidepreis hat sich dadurch erholt. Herndl hält Preiserhöhungen von 5 bis 15 Prozent für realistisch. Die Ölsaaternte (Raps) wird – aufgrund der Flächenausweitung – um 30 Prozent auf 135.000 Tonnen steigen.