Pfarren dürfen nicht nur verwaltet und mit kirchenrechtlichen Kniffen erhalten werden, betont Wolfgang Schnölzer, Pfarrer in Vöcklamarkt: „Pfarren müssen auch geistlich stark bleiben.“
Was ist aus Ihrer Sicht das Wesentliche einer Pfarre?
Pfarrer Schnölzer: Auf eine Pfarre kommen viele Erwartungen zu, vor allem als Dienstleister an den Lebenswenden. Die Leute schätzen, dass vor Ort ein Ansprechpartner da ist, der sie begleitet. Ich habe hier in Vöcklamarkt an die sechzig Taufen im Jahr und etwa gleich viele Begräbnisse. Ich finde „Pfarre als Dienstleister“ rund um Sakramente gar nicht schlecht. Denn Sakramente ziehen Kreise, sie sind nie Sache des Pfarrers allein: Von der Pfarrsekretärin über den Mesner, den Chor und das Team der ehrenamtlichen Trauerbegleiter zum Beispiel. Sakramente brauchen Gemeinschaft und stiften aus meiner Sicht auch Gemeinschaft.
Wie lange kann die Kirche sich noch leisten, mit einem dichten Pfarrnetz vor Ort zu sein?
Als Kirche haben wir die Verantwortung für die Menschen erreichbar zu sein, wenn sie um eine Taufe, eine Hochzeit oder ein Begräbnis fragen. Dank alter und pensionierter Priester, die sich – Gott sei Dank – sehr engagieren, können wir noch etwas vortäuschen, was aber schon längst so nicht mehr gegeben ist. Das geht noch ein paar Jahre, aber dann wird es wirklich eng um die Sakramente und vor allem um die Feier der Eucharistie. Die Eucharistie als Quelle und Höhepunkt im Leben der Pfarre sehe ich gefährdet.
Wenn man auf die sinkende Zahl der Gottesdienstbesucher/innen schaut ... suchen die Leute überhaupt in der Pfarre geistliche Angebote oder genügt ihnen die Dienstleistung?
Das ist für mich kein Gegensatz: Ich bemühe mich durch persönliches Gespräch und eine ansprechende Feier, die Spendung der Sakramente zu einem geistlichen Ereignis werden zu lassen. Und darüber hinaus kann ich mir eine Pfarre ohne spirituelle Veranstaltungen einfach nicht vorstellen. Man kann doch nicht sagen: alle, die theologisch mehr wollen, sollen sich ans Bildungshaus Schloss Puchberg wenden, und die zur Beichte gehen wollen oder geistliche Begleitung brauchen, sollen nach Maria Puchheim zu den Redemptoristen fahren. Beide Orte schätze ich, dennoch muss es auch in Pfarren spirituelle und einfache theologische Angebote geben.
Werden sie denn angenommen?
Ja, wenn ich zum Beispiel an die Gebetskreise der Pfarre denke, an die Abendmeditation, die Kirche im Kerzenlicht, an das Altarraum Komitee oder an unsere 72 Ministranten und Ministrantinnen. Eine Pfarre ist ein Raum, in dem aber darüber hinaus das ganze Leben der Leute Platz finden muss.
Besteht die Schwierigkeit für eine Pfarre nicht darin, dass sie auf die durchschnittlichen Gläubigen ausgerichtet sein muss und manche doch zuwenig in ihr finden?
Es geht um ein gutes Zusammenspiel zwischen dem, was in der Pfarre angeboten wird und dem, was man überregional bekommt. Als Pfarrer mache ich mich dafür stark, dass wir auch vor Ort geistlich stark bleiben.
Haben Sie in Ihrer großen Pfarre noch den Freiraum, solche Akzente zu setzen?
Ich bemühe mich vor allem, mich mit meiner Person einzubringen: mir ist die Liturgie sehr wichtig, darum verwende ich viel Zeit für die Vorbereitung: Ich singe gerne, das ist ebenfalls ein persönlicher Beitrag für einen ansprechenden Gottesdienst. Eines meiner Hobbys ist das Krippenbauen und ich arbeite gerne im Garten. Mit meinen Interessen und Fähigkeiten möchte ich das Pfarrleben bereichern und ich freue mich, dass die Leute das annehmen. Ich kann mit Überzeugung sagen: Ich bin gerne Pfarrer.
Wenn Sie an die Zukunft der Pfarren denken ...?
Die Leute hätten am liebsten Kontinuität, aber das ist heute nicht mehr möglich. Ich halte nichts von Papierlösungen, die dem Kirchenrecht genüge tun und eine Kontinuität nur vortäuschen. Wir sind in der Situation, dass sich jede Pfarre ihren Weg suchen muss. Da gibt es die Seelsorgeteams, Pfarrassistentinnen, Pastoralassistenten – aber das um und auf in einer Pfarre bleibt die Eucharistiefeier. Der Priestermangel ist akut. Da brauchen wir neue Wege.