Ausgabe: 2006/34, Wolf Haas, Buchbesprechung, dings, Brenner
23.08.2006
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Es sieht so aus, als hätte Brenners ewiges Herumzigeunern ein Ende. Aber das mit der Kugel in seinem Kopf ist nicht der Grund dafür, dass „Das ewige Leben“ der letzte Fall des grantigen Detektivs in Wolf Haas’ auch sprachlich grenzgenialen Krimiromanen ist.
CHRISTIAN ORTNER
Jetzt ist schon wieder was passiert. Und ob du es glaubst oder nicht. Kriminalromane können geistreich sein. Aber ein bisschen dings sind sie natürlich schon, die Geschichten, in die der Brenner da immer gerät. Umgekehrt wieder: Wenn du einmal einen Krimi vom Wolf Haas gelesen hast, willst du gar nicht mehr aufhören. Quasi Sucht. Aber nicht, dass du jetzt glaubst, das geht ganz ohne Nebenwirkungen. Schließlich kann es sein, dass du so mir nichts, dir nichts auf einmal eine Sprache annimmst, wo du sagst: gewöhnungsbedürftig.
Das ist aber nur die eine Sache. Die andere ist die, dass irgendwo zwischen Satzfragmenten und kindlich anmutender Erzählform eine Krimihandlung versteckt ist. Denn ein Mord ist schnell passiert und gehört dazu wie das Amen im Gebet oder die Migräne-Anfälle des Protagonisten.
Nach Stationen wie Wien oder Salzburg ist der Brenner also in „Das ewige Leben“ wieder da angekommen, wo er aufgewachsen ist. In Graz. Aber interessant. Die ehemaligen Freunde vom Brenner sind gar nicht so begeistert, als der plötzlich auftaucht. Und warum der Brenner am Schluss ein Loch in jeder Hand hat, dass es ausschaut wie beim „reinsten Jesus“, das müsste man auf jeden Fall ein bisschen dings.
Beim DENK MAL in Nr. 32 (Attwenger) hat Josef Springer, Geiersberg, gewonnen.
Zwei Romane von Wolf Haas wurden schon verfilmt. Wer spielt darin die Figur des Brenner? Wir verlosen drei DVDs („Komm, süßer Tod“).
Wolf Haas, Das ewige Leben. Roman. Hoffmann und Campe, Hamburg 2003, 222 Seiten, Euro 17,90.