Veränderungen in Kirche und Gesellschaft fordern Pfarren zum Umbau ihrer Strukturen heraus. Foto: Franz M. Glaser
Von Jahr zu Jahr wird es schwieriger, für jede der 487 Pfarren der Diözese einen zuständigen Pfarrer zu finden.
JOSEF WALLNER
„Ich bin froh, dass wir für alle Fragen eine Lösung gefunden haben“, sagt Martin Füreder und fügt im selben Atemzug hinzu: „Manche Entscheidungen sind natürlich auch Zumutungen.“ Und eine zweite Einschränkung macht der Referent für Priester in der Personalstelle der Diözese: „Die Lösungen werden immer kurzfristiger und aufwändiger.“
Beispiel Waldneukirchen
Ein sprechendes Beispiel dafür ist die 1850 Katholiken zählende Pfarre Waldneukirchen: Bislang war Pfarrer Hans Hauer mit einem Seelsorgeteam für die Gemeinde zuständig, nun ist Dechant Karl Gruber aus dem 16 km entfernten Molln der vom Kirchenrecht geforderte verantwortliche Priester für die Pfarre. Die Gottesdienste feiert P. Robert Huber, pensionierter Gymnasialprofessor aus dem Stift Kremsmünster. Das Seelsorgeteam bleibt im Amt, wird aber verstärkt um „Mandatsträger“. Per Vertrag wurden Johann und Hermine Burghuber von der Diözese mit der Finanzverwaltung und der Personalverwaltung der Pfarre beauftragt. Eine Schlüsselfunktion für die Pfarrverwaltung erhält Pfarrsekretärin Regina Diwald. Begleitet wird das Pfarrteam von Regionaldiakon Carlo Neuhuber. Am Beispiel Waldneukirchen zeige sich nicht nur, wie vielschichtig der gefundene Weg ist, sondern dass die Menschen sich auch für die Lebendigkeit ihrer Pfarre einsetzen, so Füreder. Bei den Gesprächen in den Pfarren spüre man eine große Sorge um eine gute Zukunft der Gemeinden: „Die Spannung ist oft greifbar oder – im Bild gesprochen: Der Kochtopf steht unter Druck.“ Vor allem würde immer wieder Unverständnis über die weltweiten Rahmenbedingungen der Zulassung zum Priesteramt geäußert.
Erstmals ein Pfarrer für vier Gemeinden
Die Situation ist in der Diözese erstmalig und soll die Ausnahme bleiben. Pfarrer Alois Maier leitet die Pfarren Pöndorf, Weißenkirchen i. A, Frankenmarkt und Fornach, empfindet die Aufgabe aber nicht als überschweren Rucksack: „Weil wir personalmäßig gut ausgestattet sind: Pfarrassistentin, Kurat, pensionierter Priester, Pastoralassistentin.“ Man müsse genau planen, so der Pfarrer: „Übrigens teilt der liebe Gott meine Arbeit so ein, dass ich selbstverständlich täglich zu Brevier und geistlicher Lesung komme.“
Personal in Zahlen
Von den 487 Pfarren Oberösterreichs sind 125 ohne Pfarrer am Ort (1996 waren es 65 Pfarren). Die Hälfte der Pfarrer ist 61 Jahre und älter. Im pfarrlichen Einsatz sind 99 Pastoralassisten/innen und 43 Pfarrassisten/innen. Mit 1. September 2006 arbeiten 400 Priester (Pfarrer und Kooperatoren) in der Pfarrseelsorge (236 Weltpriester und 166 Stifts- und Ordenspriester), vor zwanzig Jahren waren es insgesamt 536 Priester, 1966 noch 691.
ZUR SACHE
Priester sind herausgefordert
Durch den Priestermangel bedingt müssen immer mehr Priester eine zweite oder dritte Pfarre betreuen. Zur Zeit sind 83 Seelsorger für zwei Pfarren, 14 für drei und einer für vier Pfarren zuständig. Generalvikar Severin Lederhilger möchte die Situation aber nicht generell als Überforderung für die Priester bezeichnen, wohl aber als echte Herausforderung: „Die Arbeit kann sich nicht verdrei- oder vervierfachen. Entscheidend ist, dass die Priester auch unter den veränderten Bedingungen in Gesellschaft und Kirche Wege für eine menschennahe Seelsorge finden.“
„Der Weg, wie wir zu Personalentscheidungen kommen, ist das intensive Gespräch der Diözesanleitung mit vielen betroffenen Pfarren und Priestern“, erklärt Generalvikar Severin Lederhilger: „Wir passen nicht die Pastoral vorgefertigten Konzepten an, sondern nehmen die Menschen in den Pfarren ernst.“
Tragendes Netzwerk Kirche
Die Kirche bezeichnet der Generalvikar als tragendes Netzwerk, das nicht ohne Priester besteht, das aber auch nicht nur aus Priestern besteht: „Wir müssen die Priester, die wir haben, gut einsetzen und sind dankbar für die Priester aus dem Ausland, die uns unterstützen.“ (68 ausländische Priester arbeiten in der Diözese Linz). Den Seelsorgeberuf dürfe man aber nicht nur vom Mangel her definieren, sondern die Bereicherung unterstreichen, die er bietet. Lederhilger: „Priester zu sein ist ein schöner und faszinierender Beruf.“