Wer frühmorgens das Linzer Bahnhofsareal durchquert, braucht eine gewisse Überzeugungskraft. Wer diese nicht besitzt, besitzt beim Verlassen des Bahnhofs mindestens zwei Gratiszeitungen. Sofern man dafür keine unmittelbare Verwendung findet (etwa: Hut basteln, Jause einwickeln), ist diesen heutigen, neuen Printmedien ein trauriges Schicksal vorherbestimmt. Sie werden an Bus-Haltestellen weggeworfen, in Straßenbahnen liegen gelassen, auf Bahnsteigen verloren.Während praktisch Veranlagte wie etwa Mitarbeiter/innen der Abfallwirtschaft des Magistrats ob der herumliegenden und -fliegenden Papierhaufen zunehmend unglücklich sind, eröffnet die neue Situation für poetisch Angehauchte ungeahnte Perspektiven. Wann sonst als jetzt im Herbst will man beim Spaziergang durch den Blätterwald das Laub fallen sehen? Bis zum Horizont erstreckt sich die Medienlandschaft, so weit das Auge reicht. In den Teichen schwimmen Zeitungsenten, in den Gärten gedeiht der Blattsalat.Wer für derartiges nicht zugänglich ist, dem ist freilich ein Vorfall, den man in Linz am Sonntag beobachten konnte, lieber: Da hat ein Kolporteur einen Altpapiercontainer noch vor dem Austragen stoßweise mit Gratiszeitungen befüllt. Das Ende aller Poesie.