Für immer jung: Die Katholische Jugend Österreichs ist 60 Jahre alt
Ausgabe: 2006/45, Wegweiser, KJ, Jugendarbeit, Burgstaller, Vieböck, CD
08.11.2006
- Christian Ortner
Foto oben: Mit dem Projekt \"72 Stunden ohne Kompromiss\" fördert die KJ soziales Bewusstsein der Jugendlichen. Foto: Jugendhaus Schacherhof.
Foto links unten: Christoph Burgstaller (29) ist seit kurzem Leiter der diözesanen Jugendstelle der Diözese Linz. Foto rechts: Willi Vieböck, jetzt Pastoralamtsdirektor und Bischofsvikar, war 13 Jahre lang für die KJ tätig. Fotos: Archiv.
Die Katholische Jugend Österreichs blickt auf 60 Jahre kirchliche Jugendarbeit zurück. Wer mitmischt, gestaltet und im Leben der Jugendlichen steht, eckt manchmal auch an – früher genauso wie heute. Das ist die Herausforderung, vor der Jugendarbeit steht.„Wir dürfen nicht im Pfarrheim sitzen und warten, dass die Leute von alleine kommen“, weiß Christoph Burgstaller. Seit 1. November ist er Leiter der diözesanen Jugendstelle der Diözese Linz. Stattdessen müsse man aktiv auf die jungen Menschen zugehen. Mit der Mitarbeit an einer CD-Card für erstmalige Kirchenbeitragszahler/innen hat das die KJ Oberösterreich getan – und prompt angeeckt. Zu wenig kirchliche Werthaltungen seien darauf zu finden, sagen Kritiker. „Es ist schade, dass sich besonders die Medien nur auf das Thema Sexualität fixiert haben“, bedauert Burgstaller. Das werde der Intention des Gesamtprodukts, mit interessanten Themen auf die Jugendlichen zuzugehen, nicht gerecht.
Politisch aktiv. Schon seit ihrer Gründung hat sich die KJ mit ihrem gesellschafts- und sozialpolitischen Engagement, mit ihren klaren Standpunkten nicht nur Freunde gemacht. Etwa beim Widerstand gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf in den 70er Jahren: „Da hatten wir die Wirtschaft, den ÖGB und den Bundeskanzler gegen uns“, erinnert sich Pastoralamtsdirektor Willi Vieböck, der von 1977 bis 1990 als Geistlicher Assistent, Diözesan- und schließlich als Bundesjugendseelsorger für die KJ tätig war. Auch die NATO-Nachrüstung war laut Vieböck ein Thema, das die Jugendlichen bewegt hat. „Das haben die Verantwortlichen der KJ nicht erfunden.“
Kritisch mitgestalten. Heute hätten sich die Themen geändert. So engagiert sich die KJ in Umweltfragen, Entwicklungspolitik und agiert, laut Burgstaller, als „kritischer Globalisierungsmitgestalter“. Die Aufgabe der KJ, Lebensthemen von Jugendlichen aufzugreifen, habe sich nicht geändert, so Vieböck. Kirchliche Zielvorstellungen und Ideale könne man den Jugendlichen trotzdem vor Augen führen – in deren Sprache. Die jüngste Aufregung rund um die CD-Card versteht er nur teilweise: „Wenn das für manche neu ist, dass die Kirche gegen die Diskriminierung von Homosexuellen ist, dann brauchen wir noch viele solcher CDs, damit sich das in den Köpfen festsetzt.“ Man wolle Wegweiser sein, betont Christoph Burgstaller. Dieser dürfe allerdings nicht mitten im Weg stehen, weil man sonst dagegen rennt. „Wir wollen uns nicht aufdrängen, sondern einen Dienst leisten.“ Die Zukunft sei nicht vorhersehbar, so der 29-Jährige. Aber: „Die Botschaft von Jesus ist eine Herausforderung.“
Zur Sache
KJ feiert ihren 60er
Mit einem „find-fight-follow“-Gottesdienst in der Wiener Jugendkirche beging die Katholische Jugend (KJ) Österreichs am vergangenen Sonntag ihre offizielle Feier zum 60-jährigen Bestehen. Neben kurzweiliger Musik der „find-fight-follow“-Band würdigten drei Personen noch vor dem Gottesdienst den Anlass: Erstens Jugendbischof Dr. Franz Lackner, indem er die Leistungen der KJ hervorhob und von einer Allianzfähigkeit der Jugend mit der Kirche sprach. Weiters Lisi Steinmayr (18), die in einem authentischen Statement ihren Zugang zur KJ beschrieb. Mit „get in touch“ meinte sie: Ernstnehmen jedes Jugendlichen, gemeinsames Feiern und daraus Kraft schöpfen. Sie forderte vehement ein, Frauen in ihren Talenten auch innerhalb der Kirche ernstzunehmen und ihnen entsprechende Möglichkeiten zu eröffnen.Schließlich sprach der ehemalige Vizekanzler Erhard Busek (ÖVP) von einer wesentlichen Prägung seiner Person durch die Erfahrung in der KJ und von der Sehnsucht nach Orientierung im Leben. „Jeder einzelne kann sich einsetzen, bestärken, jemandem auf die Schulter klopfen, dazu beitragen, dass die Welt lebenswerter wird – das ist auch eine Anforderung an die KJ – gestern, heute und morgen“, sagte Christoph Burgstaller (siehe Artikel links) nach dem Gottesdienst.