In Reiseführern wird er als Möglichkeit gepriesen, ein Stückchen in den Vatikan hineinzukommen. Aber der Campo Santo Teutonico ist von sich aus den Besuch wert.
Ausgabe: 2016/32, letzte Ruhe, St. Peter, Campo Santo Teutonico, Vatikan
09.08.2016 - Heinz Niederleitner
Der Schweizergardist salutiert und weist dem Besucher den Weg zur Sicherheitsüberprüfung: Zwischen 9 und 12 Uhr wird man links vom Petersplatz, hinter den Kolonaden eingelassen, wenn man auf Deutsch sagt, man wolle zum Campo Santo. Ein kurzer Fußweg bis zu einem weiteren Durchgang, dann bietet ein kleines Tor links den Eintritt in einen Garten mit viel Grün – und Gräbern. Denn das hier ist der Campo Santo dei Teutonici e dei Fiamminghi, der Friedhof der Deutschen und der Flamen – wobei mit „deutsch“ eigentlich deutschsprachig gemeint ist. Die Ursprünge dieser Einrichtung, die genau genommen auf italienischem Staatsgebiet liegt, aber als exterritorial gilt, dürften im 8. Jahrhundert zu suchen sein. Seit dem 15. Jahrhundert ist die Institution als Erzbruderschaft eingerichtet. Ihre Mitglieder haben neben Vertretern anderer deutschsprachiger Institutionen das Begräbnisrecht auf diesem Friedhof. Bekanntestes Mitglied ist der emeritierte Papst Benedikt XVI.
Spuren
Spaziert man durch den Friedhof, ist nicht nur die Ruhe angenehm. Es lohnt sich auch, Inschriften zu lesen. Hier ruht zum Beispiel Schwester Pascalina Lehnert, die prominente und einflussreiche Assistentin von Papst Pius XII.; oder Carolyne zu Sayn-Wittgenstein, die Lebensgefährtin von Franz Liszt. Auch düstere Zeiten haben Spuren hinterlassen: Der österreichische Titularbischof Alois Hudal, dessen Haltung zu den Nationalsozialisten ein dunkles Kapitel der Kirchengeschichte ist, liegt hier. Andererseits erinnert eine Tafel an den irischen Monsignore Hugh O’Flaherty, der Juden und alliierte Soldaten in Rom vor den Deutschen versteckte: Er hat im angeschlossenen Priesterkolleg gelebt. Dieses 1876 gegründete Priesterkolleg und eine Forschungseinrichtung der Görres-Gesellschaft sind ebenso unter dem „Dach“ des Campo Santo zu finden wie die Kirche Santa Maria della Pietà. Hier können deutschsprachige Pilgergruppen bei Vorabmeldung auch Gottesdienst feiern.
Zur Sache
Im Tod verbunden
Was verbindet so unterschiedliche Personen wie Ringstraßen-Architekt Gottfried Semper, Goethes Sohn August und den englischen Dichter John Keats? Sie sind am „nichtkatholischen Friedhof“ in Rom begraben, der mit seiner botanischen Anlage und schönen Grabsteinen beeindruckt. Bis zum Ende des Kirchenstaates 1871 waren Begräbnisse von Andersgläubigen strengen Restriktionen unterworfen. Der Friedhof (umgangssprachlich der protestantische Friedhof) liegt bei der Cestius-Pyramide, also ursprünglich außerhalb der Stadt. Heuer sind es genau 300 Jahre seit den ersten Beerdigungen. Infos:www.cemeteryrome.it