Neumarkt im Mühlkreis: Ausstellung über Entstehung und Tradition von Totenbildern
Ausgabe: 2006/48, Zeit, Neumarkt, Ausstellung, Totenbilder, Holland
29.11.2006
- Christian Ortner
Etwa 2.600 Totenbilder aus knapp eineinhalb Jahrhunderten hat die Geschichtsrunde Neumarkt gesammelt. Eine ausgestellte Auswahl beleuchtet deren historische Entwicklung sowie Rituale rund um das Thema Sterben und Tod.
„Die ewige Ruh – Totenbilder und Begräbnissitten in der Pfarre Neumarkt im Mühlkreis“, das ist der Titel einer außergewöhnlichen Ausstellung, die im Rahmen des Adventmarkts am 2. und 3. Dezember in der Pfarre Neumarkt gezeigt wird. Die Tradition von Totenbildchen, ihre tief verwurzelte Bedeutung im ländlichen Raum sowie ihre ikonographische Entwicklung stehen im Vordergrund.
Aus Holland. „Das älteste Bildchen stammt aus dem Jahr 1867“, erzählt der Künstler Otto Ruhsam, Mitglied der Neumarkter Geschichtsrunde. Die ersten Totenbilder habe es im 17. Jahrhundert in Holland gegeben, erläutert Ruhsam. Über Deutschland sei der Brauch dann Mitte des 19. Jahrhunderts nach Österreich gekommen. „Bis dahin hat es sogenannte Andachtsbildchen gegeben“, so Ruhsam. Im Unterschied dazu sind Totenbilder genau auf die betreffende Person bezogen. Bei der Bebilderung habe es interessante Entwicklungen gegeben, schildert der Künstler. Im 19. Jahrhundert hat man Heilige oder den Schmerzensmann abgebildet, um die Jahrhundertwende zierten farbig-kitschige Ikonen die Totenbilder. Heute werden häufig Landschafts-, Natur- oder eigens von Künstlern gestaltete Motive verwendet.
Zeit steht still. Die Ausstellung beleuchtet auch Sterberituale und Begräbnissitten mit einem Schwerpunkt auf kaum noch bekannte lokale Traditionen. So habe man etwa früher die Uhr angehalten, wenn jemand gestorben war. Erst nach dem Abtransport des Toten habe man den „Zeitstillstand“ beendet, so Ruhsam.
- 2. Dez., 14.30 bis 18 Uhr, 3. Dez., 9 bis 17 Uhr beim Prückl-Wagner (neben dem Gemeindeamt).